Die ehemalige Alliiertensiedlung in Westend wird nun doch abgerissen. 212 bezahlbare Wohnungen verschwinden zugunsten eines Neubaus, der für die bisherigen Mieter vor allem eines bedeuten wird: höhere Mieten. Kein Wunder, dass nicht jeder mit dem Deal zwischen Bezirk und Deutsche Wohnen zufrieden ist.
Kernpunkt des Mitte März unterzeichneten städtebaulichen Vertrags: Die Miete für die verbliebenen Bewohner wird in dem Neubau bei maximal 9 Euro nettokalt pro Quadratmeter gedeckelt. Gleichzeitig gilt eine Härtefallklausel, wonach die Bruttowarmmiete 30 Prozent des Haushaltseinkommens nicht überschreiten darf. Nach Angaben der Deutsche Wohnen liegt die durchschnittliche Nettomiete derzeit bei 7 Euro nettokalt. Viele bezahlen jedoch auch wesentlich weniger. Vor gerade einmal neun Monaten hatte die Deutsche Wohnen gegenüber dem MieterMagazin beteuert, dass die Bestandsmieter zu einer „ungefähr vergleichbaren Gesamtmietbelastung“ umziehen könnten. Genau das hatte auch die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf eingefordert.
„Das Bezirksamt hat diese Forderung dann aber doch nicht erhoben“, kritisiert Steffen Unger von der Bürgerinitiative, die sich lange gegen den Abriss gewehrt hat. Und während der BVV-Beschluss ursprünglich vorsah, dass sämtliche Umzugskosten – inklusive Entschädigungen für Einbauten – übernommen werden, heißt es nun in einem Schreiben an die Mieter, dass pro Haushalt höchstens 2500 Euro gezahlt werden. „Viele Bewohner haben große Angst, dass die Miete schon nach einem Jahr erhöht wird“, erklärt Steffen Unger. „Hier wurde versäumt, eine Beschränkung der Mieterhöhungsmöglichkeiten zu vereinbaren“, heißt es dazu beim Berliner Mieterverein (BMV). „Viele werden sich wohl verkleinern müssen“, meint Wibke Werner, stellvertretende BMV-Geschäftsführerin.
Beim Bezirk ist man dagegen zufrieden mit dem ausgehandelten Kompromiss. „Mehr kann man einem privaten Investor nicht aus dem Kreuz leiern“, findet Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Die Grünen). Wären die Alliiertenhäuser saniert worden, wäre das Ergebnis für die Mieter vermutlich auch nicht günstiger ausgefallen. Ein Argument, das weder die Bürgerinitiative noch den BMV überzeugt. Es sei höchst ärgerlich, dass die Option Sanierung bei gleichzeitiger Nachverdichtung nicht ausreichend geprüft wurde, sagt Wibke Werner. Die Deutsche Wohnen hatte stets behauptet, die Häuser seien unsanierbar.
Birgit Leiß
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12.05.2018