Immer mehr Mieter haben Angst, in absehbarer Zeit ihre Wohnung nicht mehr bezahlen zu können. Die Genossenschaft Solidarität hat darauf mit einem Mietenkonzept reagiert, bei dem man sich unweigerlich fragt: Wie kann das wirtschaftlich sein?
Die neuen Mietengrundsätze, die die Genossenschaft Solidarität im Juni beschlossen hat, sehen freiwillige Beschränkungen bei den Mieterhöhungsmöglichkeiten vor. So soll die Miete in den nächsten zehn Jahren nur zweimal steigen (Fünf-Jahres-Turnus), und zwar maximal um 20 bis 40 Euro, je nach Wohnungsgröße. Von den gesetzlich möglichen Modernisierungsumlagen soll weitgehend kein Gebrauch gemacht werden. Zwar ist der Bestand, wie üblich bei Genossenschaften, gut in Schuss. Größere Sanierungsmaßnahmen stehen nicht an. Aber derzeit baue man beispielsweise aus Gründen der Barrierefreiheit in einigen Häusern einen Aufzug ein, wie Norbert Berg, Assistent des Vorstands erklärt: „Auch hier verzichten wir auf die Modernisierungsumlage, obwohl es mietrechtlich möglich wäre.“ Zwar tun das auch andere Genossenschaften gelegentlich. Aber hier gibt man den Mietern für die nächsten zehn Jahre verlässliche Sicherheit. Bei Neuvermietungen soll zudem die ortsübliche Vergleichsmiete nicht überschritten werden. Auf den gemäß Mietpreisbremse zulässigen Zuschlag von zehn Prozent wird verzichtet. „Wir haben das selbstverständlich bei unserer Zehnjahresplanung alles durchkalkuliert: Es rechnet sich“, erklärt Berg. Schon im Interesse der Mitglieder müsse man strikt wirtschaftlich arbeiten und dürfe keine Risiken eingehen. „Wir verstehen unseren Namen als Verpflichtung. Unser Ziel ist es nicht, Gewinne zu erwirtschaften, sondern kostenneutral zu bleiben.“
Dabei liegt die durchschnittliche Nettokaltmiete mit 5,10 Euro pro Quadratmeter schon jetzt unterhalb der Miete bei den städtischen Wohnungsbaugesellschaften (5,91 Euro). Die Solidarität ist eine recht kleine Genossenschaft, die bereits 1956 gegründet wurde. Ihr Bestand von rund 3500 Wohnungen befindet sich zu zwei Dritteln in Lichtenberg.
Birgit Leiß
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29.10.2018