Im Jahr 2015 bekommt der Schriftsteller Jan Brandt eine Eigenbedarfskündigung für seine Kreuzberger Wohnung. Er will nachweisen, dass die Gründe dafür vorgeschoben sind.
Doch die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens vor Augen beginnt er schließlich mit der Suche nach einer neuen Wohnung, reiht sich bei Massenbesichtigungen ein und stellt absurd ausführliche Bewerbungsmappen zusammen – der ganz normale Wahnsinn bei der Wohnungssuche. Gleichzeitig erfährt Brandt, dass in seinem ostfriesischen Heimatort der alte Hof seines Urgroßvaters verkauft werden soll. Soll er aufs Dorf ziehen, zurück zu den Wurzeln? In seiner Jugend hätte er das Dorf am liebsten abgefackelt. Nun macht er verzweifelte und letztlich erfolglose Versuche, das Haus vor dem drohenden Abriss zu retten.
Das Buch ist als Wendebuch aufgemacht: Die Land-Geschichte beginnt von der einen Seite, die Stadt-Geschichte von der anderen, in der Buchmitte treffen sich beide. Es sind somit zwei Seiten derselben Medaille: der Verlust der Heimat. Auch wenn Brandt letztlich nach einigen Provisorien in Schöneberg eine Wohnung gefunden hat: „Die Angst, meine neue Wohnung jederzeit wieder verlieren zu können, hielt an. Berlin war keine Heimat, sondern ein Provisorium geworden, ein Ort des Übergangs.“
js
28.03.2022