Seit fast zwei Jahren verhandelt der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mit dem Eigentümer des Wohnkomplexes Hafenplatz 6-7, Ecke Köthener Straße 28-32. Der plant eine Nachverdichtung mit Teilabriss und Neubau. Der Bezirk pocht auf eine sozialverträgliche Lösung. Leidtragende der verfahrenen Situation sind die verbliebenen Mieter.
Die Situation sei mittlerweile „grenzwertig“ berichtet ein Mieter. In vielen Wohnungen gibt es Kakerlaken, der Fahrstuhl fällt immer mal wieder aus, und auf den Fluren und im Hof türmt sich der Müll. Zwei Drittel der Wohnungen stünden inzwischen leer oder seien als Unterkunft für russische Bauarbeiter zweckentfremdet worden, sagt ein anderer Mieter. Ein Gebäudetrakt, der an das Studentenwerk vermietet war, steht seit dem Auslaufen des Vertrages Ende September komplett leer. Für Angst und Schrecken sorgte Anfang September zudem ein Großbrand auf dem Grundstück. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung.
Zur Vorgeschichte: Die rund 220 Wohnungen in unmittelbarer Nähe zum Potsdamer Platz sind Ende 2017 aus der Sozialbindung gefallen. Der neue Eigentümer, die „Grundstücksgesellschaft Hafenplatz Berlin mbH“, möchte laut Website aus dem „maroden Komplex“ aus den 1970er Jahren ein „gemischtes Quartier mit Raum zum Leben, Lernen und Arbeiten“ schaffen. Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen) erklärt auf Anfrage des MieterMagazins, dass bislang dafür kein Bauantrag gestellt wurde. Auf Leerstand und Zweckentfremdung angesprochen, entgegnet Schmidt, dass man den Eigentümer um Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten habe. Dieser habe versichert, dass er seit Jahresanfang ausschließlich übliche Mietverträge mit Privatpersonen abgeschlossen habe. Einen Leerstand von zwei Drittel der Wohnungen könne man nicht bestätigen. Der Eigentümer habe zudem zugesichert, keinen Mieter „auf die Straße zu setzen“. Es würden mit Hilfe des Wohnungsunternehmens Gewobag entweder adäquate Ersatz- oder Umsetzwohnungen angeboten.
Bleibt die Frage, wie viele der Altmieter dann noch da sein werden. „Hier geht es mittlerweile drunter und drüber, wir hängen völlig in der Luft“, meint ein Mieter.
Birgit Leiß
22.11.2019