Der Genossinnenschaft Schokofabrik – ihr gehören ausschließlich Frauen an – in der Kreuzberger Mariannen- und Naunynstraße ist es gelungen, eine energetische Sanierung durchzuführen, ohne dass Mieterhöhungen daraus folgen. Im Februar 2020 ging das Blockheizkraftwerk (BHKW) im Keller des Gebäudes in Betrieb.
„Wärme und Strom vor Ort zu produzieren ist die Quadratur des Kreises“, erläuterte Vorständin Christine Rudolf. Die vier Ecken des Quadrats auszufüllen, sei nicht einfach gewesen. Erstens sei die Schokofabrik die erste Genossenschaft in Berlin, die zu diesem Zweck keine Firma ausgegründet, sondern alles unter dem eigenen Dach umsetzt hat. Zweitens sei die Genossinnenschaft Teil einer Eigentümerinnengemeinschaft, die nun gleichfalls von der Wärmelieferung profitieren, was vertraglich nicht einfach zu gestalten war. Hinzu sei gekommen, dass sie selbst lange erkrankt war und ihre Kollegin Uli Schlun die Arbeit fast alleine stemmen musste, und schließlich sei auch die planerische und technische Lösung „eine Riesenherausforderung“ gewesen.
Die Genossinnenschaft hat mehr als 300.000 Euro investiert. Dies war möglich, weil für einen großen Teil der baulichen Maßnahmen das „Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung“ (BENE) der Investitionsbank Berlin (IBB) genutzt werden konnte und die Berliner Sparkasse als Hausbank einen Kredit gab. So reichten als Eigenkapitalanteil zusätzliche freiwillige Genossinnenschaftseinlagen in Höhe von 25.000 Euro aus.
Die Genossinnenschaft war 2003 gegründet worden, um das Frauenzentrum Schokofabrik zu erhalten, dessen Existenz durch den geplanten Verkauf der Immobilien durch das landeseigene Wohnungsunternehmen GSW bedroht war. Sie hat damals zusätzlich auch Wohnungen in den Gebäuden erworben. Mehr als 100 Genossinnen unterstützen seither mit ihrer Einlage die Genossinnenschaft und ihre Projekte.
Nach der nun erfolgten energetischen Sanierung spart die Genossinnenschaft nach eigenen Angaben jedes Jahr etwa 100 Tonnen CO2 ein. Die Einwerbung der IBB-Mittel, ebenso wie die Beantragung der Einspeisevergütung für den überschüssigen Strom war so aufwendig, dass dafür externe Dienstleister in Anspruch genommen werden mussten. Dass die energetische Sanierung trotzdem mietenneutral durchgeführt werden konnte, liegt am Betrieb des Hamam, eines türkischen Bades in der Schokofabrik, das kontinuierlich über das ganze Jahr warmes Wasser abnimmt.
Elisabeth Voß
https://www.genossinnenschaft-schokofabrik.de
04.03.2020