Blockheizkraftwerke (BHKW) sind nicht nur kleine Kraftpakete, die gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen. Sie stehen auch für eine dezentrale Energieversorgung – vor Ort im Gebäude. Seit der 2009 in Kraft getretenen Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) werden immer häufiger nicht mehr nur Heizenergie und Warmwasser kostengünstig an die Mieter weitergegeben, sondern dank einiger Kostenvorteile auch der Strom.
Die Wohnsiedlung Weißensee der Genossenschaft GeWoSüd ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich ein ganzer Gebäudekomplex mit 413 Wohneinheiten selbst mit Energie versorgt. Gleich sechs Blockheizkraftwerke auf Erdgasbasis erzeugen jährlich 2600 Megawattstunden Wärme und 706 Megawattstunden Strom. Eine knapp 2000 Quadratmeter große Fotovoltaik-Anlage erzeugt weitere 240 Megawattstunden Sonnenstrom. Die Berliner Energieagentur (BEA) hat als Energiedienstleister (Contractor) die Blockheizkraftwerke und die Foto-Voltaik-Anlage finanziert, geplant und von Spezialisten errichten lassen. Mit der Genossenschaft hat sie einen Wärmeliefervertrag und mit den einzelnen Mietern Stromlieferverträge geschlossen. „Wir haben mit der Energieagentur einen Bonus vereinbart“, sagt GeWoSüd-Vorstand Norbert Reinelt. „Dadurch zahlen die Bewohner acht bis zehn Prozent weniger für ihren Strom als im Grundversorgungstarif des örtlichen Anbieters Vattenfall.“ Und auch der Wärmepreis liege deutlich unter dem, den die Genossenschaft anbieten könnte, wenn sie die Anlagen in Eigenregie betreiben würde.
Auch in sechs Wohnblocks der Charlottenburger Baugenossenschaft mit 132 Wohneinheiten im Spandauer Schwendyweg betreibt die BEA als Contractor ein BHKW. „Es soll 70 Prozent des Wärmebedarfs der Wohnanlage decken“, so Genossenschaftsvorstand Rudolf Orlob. Das BHKW produziert außerdem 210 Megawattstunden Strom im Jahr. Der Strompreis liegt rund zehn Prozent unter dem Grundversorgungstarif von Vattenfall und auch bei den Wärmekosten sparen die Bewohner etwa sieben Prozent im Vergleich zu einer konventionellen Heizung mit Brennwerttechnologie.
Die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 hat in ihrer Wohnsiedlung in der Tankredstraße mit 304 Wohneinheiten die alten Nachtstromspeicherheizungen gegen ein modernes BHKW ersetzt.
Gut zur Umwelt und zum Portmonnee
Dabei fungiert die BTB Blockheizkraftwerks- Träger- und Betreibergesellschaft mbH Berlin als Contractor. Auch hier soll der Strom den Genossen zugute kommen und nicht ins öffentliche Netz gespeist werden. „Unser Ziel ist ein Preis, der etwa 10 Prozent unter dem Tarif von Vattenfall liegt“, sagt Genossenschaftsvorstand Thorsten Schmitt. Zusätzlich werde der BHKW-Strom für die Versorgung von Verwaltung und Gemeinschaftseinrichtungen genutzt. Was die Genossenschaft dazu motiviert hat? „Wir finden den Gedanken, dass man Strom dort nutzt, wo er produziert wird, ökologisch richtig“, so Schmitt. „Und wenn unsere Mitglieder dabei etwas sparen können, lohnt sich das erst recht.“
Kristina Simons
Eigenverbrauch rechnet sich
Dank des novellierten Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes erhalten die Betreiber von Blockheizkraftwerken seit 2009 auch beim Eigenverbrauch im Gebäude zehn Jahre lang den sogenannten KWK-Zuschlag von 5,11 Cent pro Kilowattstunde für BHKW mit einer elektrischen Leistung bis 50 Kilowatt. Nicht nur deswegen können Vermieter oder Contractoren den Mietern einen vergleichsweise günstigen Strompreis anbieten. Sie kommen zudem in den Genuss einiger Steuervorteile: So wird ihnen zum Beispiel die Energiesteuer auf den Brennstoff zurückerstattet und für den Verbrauch des im BHKW erzeugten Stroms fällt keine Stromsteuer an.
ks
MieterMagazin 10/11
Neben der erzeugten Wärme wird zunehmend auch Strom aus den Blockheizkraftwerken vor Ort genutzt
Foto: Christian Muhrbeck
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Blockheizkraftwerke nutzen bis zu 90 Prozent der eingesetzten Energie, herkömmliche Kraftwerke dagegen gerade mal 30 bis 40 Prozent. Das sorgt nicht nur für niedrige Energiepreise, sondern auch für einen bis zu 60 Prozent niedrigeren CO2-Ausstoß.
13.12.2015