Wenn Wohnungen nach langjährigem Leerstand endlich wieder zur Vermietung hergerichtet werden, ist das erfreulich. Die gesetzlichen Vorgaben in einem Milieuschutzgebiet müssen dennoch beachtet werden. Ausgerechnet eine städtische Wohnungsbaugesellschaft nimmt es damit nicht so genau.
Über den Leerstand in der Sprengelstraße 45/46 hatte das MieterMagazin berichtet (Ausgabe 11/19: „Leerstand Sprengelstraße – Jahrelange Instandsetzung?“). Wegen der nicht genehmigten Zweckentfremdung wurde vom Bezirksamt Mitte inzwischen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die Gesobau eingeleitet. Die Wohnungsbaugesellschaft bekam die Auflage, die Altbauwohnungen wieder zu vermieten.
Derzeit laufen Baumaßnahmen in den sieben Leerwohnungen. Dabei werden nach Beobachtung mehrerer Mieter aus dem Haus auch Grundrisse verändert und vorhandene Gasetagenheizungen und Bäder herausgerissen. Außerdem sollen Fernwärmerohre durch die Wohnungen von Bestandsmietern gezogen und Wasser- und Abwasserrohre an Stellen verlegt werden, wo vorher keine waren. Von der Mieterberatung Prenzlauer Berg erfuhren die Mieter, dass dafür noch gar nicht die in Milieuschutzgebieten erforderliche Genehmigung vorliegt.
Es handele sich nicht um Modernisierungs-, sondern um Instandsetzungsarbeiten, heißt es dazu in einer Stellungnahme der Gesobau – in der im Weiteren von „Maßnahmen zur Herstellung eines zeitgemäßen Grundausstattungsstandards“ gesprochen wird. „Neue Wände wurden entweder aufgrund von Substanzschäden erstellt oder um hier die Möglichkeit zu schaffen, erstmalig ein voll ausgestattetes Bad einzurichten“, so Sprecherin Birte Jessen. Außerdem sollen die leerstehenden Wohnungen an die Fernwärme angeschlossen werden.
Die Unternehmenssprecherin betont, sämtliche Maßnahmen seien mit dem Stadtentwicklungsamt abgestimmt worden. Auf Nachfrage räumt sie jedoch ein, dass Vereinbarungen mit den anderen Mietern des Hauses über die notwendigen Arbeiten in ihren Wohnungen derzeit noch nicht vorliegen.
Von Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) war trotz wiederholter Anfragen keine Stellungnahme zu bekommen. Die Mieter haben den Eindruck, dass das aufgrund von Mieterprotesten abgeblasene Modernisierungsvorhaben von 2016 klammheimlich auf diesem Weg doch noch durchgezogen werden soll. „Grundsätzlich bin ich doch sehr frustriert, wie wenig Interesse ein kommunales Unternehmen an Vorgaben zeigt“, meint eine Bewohnerin. Viele aus dem Haus würden infolge von Unwissenheit von der Gesobau übergangen.
Birgit Leiß
27.03.2020