Nach jahrelangem Tauziehen um Erhalt oder Abriss der Siedlung Westend haben sich der Bezirk und der Eigentümer Deutsche Wohnen geeinigt. Die Bestandsmieter sind enttäuscht.
Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Die Grünen) zeigt sich zufrieden: „Mit dem geplanten Bauprojekt entsteht dringend benötigter, bezahlbarer Wohnraum, und für die vorhandenen Mieter haben wir sozialverträgliche Regelungen gefunden.“ Die ehemalige Alliiertensiedlung mit rund 210 Wohnungen wird abgerissen. Die verbliebenen Mieter – 30 bis 40 Prozent der Wohnungen stehen bereits leer – können in eine der geplanten Neubauwohnungen ziehen. 369 der vorgesehenen 650 Wohnungen werden mietpreisgebunden sein, 165 davon werden bei Einzug 6,50 Euro nettokalt pro Quadratmeter kosten. Für die Altmieter wird sich die Miete um 30 Prozent erhöhen, wobei sie nach dem Zweckentfremdungsverbotgesetz auf maximal 7,92 Euro pro Quadratmeter begrenzt ist. Hier habe man angesichts der ursprünglich vorgesehenen 9 Euro deutlich mehr erreicht, so Schruoffeneger. Eine zusätzliche Kappung greift, wenn die Bruttowarmmiete mehr als 30 Prozent des Einkommens beträgt.
Bei den jetzigen Mietern stoßen die Vereinbarungen auf Kritik. Steffen Unger von der Bürgerinitiative für den Erhalt der Siedlung: „Für uns wird es auf jeden Fall teurer – jetzt zahlen wir im Schnitt 6,50 Euro.“ In mehreren Beschlüssen hatte die Bezirksverordnetenversammlung denn auch einen Umzug in die neuen Wohnungen zu einer „vergleichbaren Gesamtmietenbelastung“ gefordert, von der jetzt nicht mehr die Rede sein kann. Im Übrigen, so Unger, seien die jetzigen Wohnungsgrundrisse viel günstiger für Familien als die der geplanten neuen Wohnungen.
Der Berliner Mieterverein wertet die Einigung dagegen als Erfolg. Sebastian Bartels von der Geschäftsführung: „Mit der zweifachen Kappung sind die Mieter umfangreich abgesichert.“ Erfreulich sei auch, dass mehr als 200 Wohnungen für 7,92 Euro entstehen.
Birgit Leiß
www.siedlung-westend.com/wordpress
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28.05.2021