Einwurf von Jürgen Wilhelm -
Mancher sagt: Da rufe ich den Willi mal direkt an

Eins mal vorweg: Die jetzige Situation lässt keinerlei Raum für Mieterhöhungen! Bei den meisten ist das Portemonnaie fast leer. Man sieht es daran, dass jetzt viel mehr Menschen in unserer Beratungsstelle nach einem Wohngeldantrag fragen. Früher hätten sie das aus Scham oder auch aus Bequemlichkeit nicht getan. Heute zwingt die Situation dazu. Die Leute kommen auch herein und fragen, ob wir ihnen bei der Suche nach einer preiswerten Wohnung behilflich sein können. Das ist leider nicht möglich. Als erste Hilfe bekommen sie von mir das Infoblatt 123 des Berliner Mietervereins mit wichtigen Adressen und Telefonnummern ausgehändigt. Ich gebe den Rat: Überall hingehen und hartnäckig bleiben! 

Wer sich die Neubauzahlen in Spandau ansieht, müsste meinen: Wohnungssuche – das sollte doch kein Problem sein. Hier wird nämlich nicht wenig gebaut: 2600 Wohnungen errichten die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) und die Gewobag in den nächsten drei Jahren. Außerdem entsteht das neue Quartier „Insel Gartenfeld“ mit 3700 Wohnungen. Wo die Städtischen bauen, werden 50 Prozent davon Sozialwohnungen sein. Aber leider muss ich auch die Gegenrechnung aufmachen: Wir haben in den letzten Jahren sehr viel mehr Sozialwohnungen verloren, weil die aus der Bindung gefallen sind. Im sozialen Brennpunkt Heerstraße Nord ist das besonders bitter. Hier können viele die Miete schon jetzt nicht aus eigener Tasche zahlen. Gerade für solche Menschen sind wir eine wichtige Anlaufstelle – die übrigens aus meiner Sicht unbürokratischer agieren sollte: Hilfesuchende müssten auch ohne Terminvergabe zur Beratung kommen können. Denn wer mit seinem Problem im Kopf am Schild des Mietervereins vorbeigeht, greift meist zu Hause nicht mehr zum Telefon. Es ist ein großer Vorteil, dass wir in Spandau mit vielen Aktiven eine gute Arbeit leisten und dass ich als Bezirksleiter seit langem bekannt bin. So mancher sagt sich: Mit meinem Problem rufe ich mal den Willi direkt an. Da geht es vielleicht schneller. 

Aufgeschrieben von  Rosemarie Mieder

Hartmut Lindenberg
29.09.2022