In die wohnungspolitische Arbeit habe ich mich gestürzt, als bei uns in der Zehlendorfer Papageiensiedlung unter dem Deckmantel der energetischen Modernisierung die Miete erhöht werden sollte.
Das war 2005, die Deutsche Wohnen hatte unsere Häuser gerade übernommen und bildete das Ende einer Kette von verschiedenen Privateigentümern. Innerhalb weniger Jahre war unsere einmal gemeinnützige Gehag-Siedlung zum Teil eines börsennotierten Unternehmens mutiert. Was das für Mieterinnen und Mieter bedeutet, ist uns bitter klar geworden: Über fast zwei Jahre haben viele von uns mit Unterstützung des Berliner Mietervereins (BMV) prozessiert. Den Bau einer Fernwärmeleitung und damit die Erhöhung der Energiekosten konnten wir nicht verhindern. Aber wir haben uns in dieser Zeit zusammengeschlossen und eine erste Initiative organisiert.
Klein beigeben kam für mich nicht infrage. Schließlich ist die Siedlung am Bahnhof Onkel Toms Hütte fast ein ganzes Leben lang schon mein Zuhause. Hier bin ich geboren, aufgewachsen und hier lebe ich inzwischen auch wieder in der Wohnung, für die schon meine Mutter einen Mietvertrag hatte. Natürlich war mir klar, dass wir hier draußen in unserer Randlage allein nichts ausrichten können, dass wir uns mit anderen vernetzen müssen, um Einfluss zu nehmen. So bin ich beim Mieterverein Bezirksleitungsmitglied geworden, bringe mich aktiv in die Diskussionen ein – und habe außerdem in den zurückliegenden Jahren Kontakte zu Initiativen geknüpft, die für unsere Stadt so wichtig sind: Allen voran „Kotti & Co“ und „Deutsche Wohnen & Co enteignen“.
Inzwischen sind wir längst nicht mehr nur die Truppe aus der Papageiensiedlung. Die „MieterInnen Südwest“ stehen heute für ganz Steglitz-Zehlendorf und viele unserer Aktiven haben wir über die Jahre für den Berliner Mieterverein gewinnen können. Dass der längst nicht mehr nur ein Rechtsratgeber-Verein ist, sondern sich heute klar wohnungspolitisch positioniert und dass seine Stimme aus der Stadtpolitik nicht mehr wegzudenken ist, freut uns besonders.
Aufgeschrieben von Rosemarie Mieder
barbara@von-boroviczeny.de
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27.10.2022