Das Charlottenburger Mietshaus, in dem ich seit über 35 Jahren wohne, ist typisch für Berlin: Ein Gründerzeitbau, der viele Jahre einem privaten Vermieter gehörte. Der Weg zu ihm war kurz, denn er wohnte im Vorderhaus. Nicht dass er sehr engagiert gewesen wäre, aber mit seinen Mietern wollte er keine Probleme: „Willste was verändern, kannste das, wenn du es selber bezahlst“, war seine Devise. Er selbst ließ nur das Nötigste machen, und vor einigen Jahren verkaufte er seine Immobilien schließlich. Danach kamen besonders die älteren unter meinen Nachbarn zu mir und wollten wissen: Darf der neue Hausherr einfach die Miete erhöhen? Natürlich nicht, habe ich ihnen geantwortet – und sie an den Berliner Mieterverein verwiesen. Als langjähriges Mitglied und Leiter der Mietervereins-Bezirksgruppe Charlottenburg-Wilmersdorf beobachte ich seit Langem, wie es hier im Kiez so läuft.
Die neuen Eigentümer lassen entweder das Haus verfallen, bieten Abstandszahlungen – oder melden Eigenbedarf an. Wenn die Leute erstmal raus sind, kontrolliert niemand mehr, wer da einzieht. Nicht selten geht es den Besitzern um die Umwandlung in Eigentumswohnungen – oder um Abriss und Neubau im Luxussegment. Nach meiner Meinung unternimmt der Senat dagegen so gut wie nichts. Das ist auch ein Grund, warum ich mich hier engagiere. Sie sollen wissen, dass der Mieterverein dagegenhält. Mit mietenpolitischem Sachverstand und mit Verbündeten. Wir haben gute Kontakte zu Parteien, Abgeordneten, Kirchen und Vereinen geknüpft. Und unsere Mietrechtsanwälte konnten so manches verhindern: Etwa die Verdrängung eines schwerbehinderten Mannes und seiner kranken Frau. Wenn der Vermieter freie Bahn gehabt hätte, wären sie wohl ausgezogen.
Ich kann nur allen raten, sich nicht einschüchtern zu lassen oder klein beizugeben, sondern mit ihren Problemen zu uns zu kommen. Wer Mitglied im Mieterverein ist, ist für einen Streitfall gut gewappnet.
Aufgeschrieben von Rosemarie Mieder
christel@berliner-mieterverein.de
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04.12.2022