Über einen Moabiter Wohnhof huschen die Ratten. Die Verwaltung scheint das nicht zu kümmern. Zuständig ist ein großes Immobilienunternehmen. Das präsentiert sich zwar glanzvoll – aber viele derjenigen, die bei ihm wohnen, bekommen seine dunkle Seite zu spüren.
„Hier zu wohnen, ist eine Zumutung!“ Für die Zustände, die Sylvia R. beschreibt, scheint das eher eine Untertreibung. Denn der Innenhof des Hauses Turmstraße 79 in Moabit ist bevölkert von Ratten: Sie sitzen unter den Mülltonnen, bedienen sich an Resten, die daneben liegen, haben den kleinen Ratten durchlöchert. „Ich habe es der Hausverwaltung immer wieder gemeldet, aber die unternehmen nichts. Mir wurde nur erklärt, es würde sich ja sonst niemand beschweren“, so die Mieterin.
Eigentümerin der Turmstraße 79 ist die französische börsennotierte Covivio, eines der führenden europäischen Immobilienunternehmen. Sie präsentiert sich auf ihrer Website als glanzvoller und europaweit agierender Projektentwickler von Bürogebäuden, Hotels und Wohnimmobilien. Ihre Berliner Mieterschaft aber bekommt die dunkle Seite des Unternehmens zu spüren: Wohnanlage heruntergekommen, Mängelbeseitigung unterlassen, Betriebskostenabrechnungen fehlerhaft, keine Antwort auf Briefe und E-Mails. „Ist das Kalkül?“, fragt sich Mieterin Sylvia R. Soll so die Bewohnerschaft hinausgedrängt werden, um luxuriös zu sanieren und dann viel teurer zu vermieten?
Bis sich die Zustände ändern, zahlt die Mieterin erst einmal keine Betriebskosten. Das Unternehmen scheint das nicht zu kümmern. Auch auf eine Anfrage der MieterMagazin-Redaktion zum Umgang mit der Rattenplage kam bis heute keine Antwort.
Rosemarie Mieder
27.01.2023