Wenn Ehen enden oder Paare sich trennen, sind meistens auch Kinder betroffen. Dann muss das Zusammenleben ganz neu organisiert werden. In der Praxis haben sich unterschiedliche Wohnmodelle als praktikabel erwiesen. Ein Überblick.
Ein Modell dominiert In Deutschland: Der allergrößte Teil der Trennungskinder lebt im sogenannten Residenzmodell. Dabei haben das Kind oder die Kinder ihren Lebensmittelpunkt bei einem Elternteil. Klassischerweise ist das hierzulande die Mutter, während dem Vater ein Umgangsrecht eingeräumt wird, er seinen Nachwuchs also zum Beispiel am Wochenende sehen darf. Der Vorteil: Es gibt einen klar bestimmten Lebensmittelpunkt. Nachteilig hingegen: Die Kinder sehen ein Elternteil deutlich seltener als das andere.
Ständiger Ortswechsel hat Vor- und Nachteile
Gleichzeitig gibt es immer mehr Eltern, die ihre Kinder gemeinsam erziehen wollen. Dabei bietet sich heute eine Fülle möglicher Wohnformen an: Beim Wechselmodell pendeln die Kinder zwischen den Wohnungen der Eltern. So leben sie beispielsweise eine Woche beim einen Elternteil, die nächste beim anderen. Dadurch verbringen sie viel Zeit mit beiden Elternteilen. Für Kinder kann der permanente Ortswechsel interessant und abwechlungsreich, aber auch anstrengend sein – insbesondere, wenn der mit langen Wegen verbunden ist.
Das Nestmodell wird häufig als besonders wenig belastend für die Kinder beschrieben, da sie hier weiter in der Familienwohnung wohnen bleiben, während die Eltern sich dort mit der Betreuung abwechseln. Klarer Nachteil: Es müssen zwei weitere Wohnungen gefunden und angemietet werden – denn jedes Elternteil braucht für die Zeit ohne Kinder eine eigene Wohnung. Für Babys und Kleinkinder ist das Modell weniger geeignet.
Das WG-Modell erfordert viel Toleranz, denn hier leben die getrennten Partner:innen mit Kind oder Kindern weiterhin gemeinsam in der Familienwohnung – wie eine Wohngemeinschaft. Das geschieht mittlerweile nicht immer freiwillig: Auf einem engen Berliner Wohnungsmarkt ist es schwierig für alleinerziehende Eltern, eine Wohnung zu finden (siehe unten). Zu Komplikationen kann es in der Familien-WG auch führen, wenn neue Partner:innen ins Spiel kommen. Zu beachten gilt übrigens: Bei einer Scheidung müssen die Eltern ein Jahr lang getrennt gewohnt haben.
Wichtiger als die Wohnform ist der Umgang
Die „geteilten Modelle“ sind zwar auf dem Vormarsch, werden aber bislang in Deutschland von gerade einmal fünf Prozent der Trennungsfamilien praktiziert. Welche Wohnform am besten für das Kindeswohl ist, haben Forscher:innen der Universitäten Duisburg-Essen und Marburg untersucht. Ihre 2021 veröffentlichte Studie „Familienmodelle in Deutschland“ (FAMOD) kommt zu dem Ergebnis, dass es Kindern, die in geteilter Betreuung aufwachsen, mindestens genauso oder sogar etwas besser geht als Kindern im Residenzmodell.
Besonders gut kommt das asymmetrische Modell weg, bei dem die Kinder mindestens 30 Prozent der Zeit bei einem Elternteil verbringen – im Gegensatz zum symmetrischen, bei dem die Zeit genau hälftig aufgeteilt ist. Wichtiger noch als die Wohnform scheint aber die Beziehung der Kinder zu den Eltern zu sein – und ob die Eltern es schaffen, ihre Konflikte von den Kindern fernzuhalten, so dass diese nicht in Loyalitätskonflikte geraten.
Katharina Buri
Alleinerziehend und allein gelassen auf dem Mietwohnungsmarkt?
Im Jahr 2021 lebten laut dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 111.344 Alleinerziehende in Berlin – das sind mehr als 30 Prozent der Familien. Davon sind 88 Prozent Frauen. Die finanziellen Engpässe nach einer Trennung treffen sie häufig mit besonderer Wucht. Neben einem niedrigen Einkommen und mit später einhergehender Altersarmut herrscht gegenüber Alleinerziehenden auf dem Wohnungsmarkt eine verdeckte Diskriminierung. Viele Vermieter:innen ziehen ihnen doppelverdienende, kinderlose Paare vor, bei denen sie ein geringeres Armutsrisiko vermuten.
kb
www.vamv-berlin.de/wohnen-in-berlin
01.12.2023