In der Berliner Wohnungskrise könnte die Neue Wohngemeinnützigkeit (NWG) ein wichtiger Baustein für dauerhaft günstige Mieten und einen stärkeren gemeinwohlorientierten Wohnungssektor sein. Die beteiligten Wohnungsunternehmen würden von umfassenden Steuerbefreiungen, gezielten Förderungen für Sanierung und Neubau sowie bevorzugter Baulandvergabe profitieren – so sieht es zumindest das Konzept für eine NWG aus dem Deutschen Mieterbund vor.
Die Idee der NWG führt die demokratischen Werte des Genossenschaftswesens, der Gemeinwirtschaft sowie einer sozialen Wohnungsbewirtschaftung zusammen und stärkt sie. Damit scheint sie prädestiniert für eine Beteiligung der Genossenschaften, die mit ihren rund 190.000 Wohnungen in Berlin bereits jetzt eine wichtige Rolle im bezahlbaren Wohnungssegment spielen. Doch es gibt auch Vorbehalte. Wir haben zwei Experten nach den Gründen gefragt und mit ihnen über die Vor- und Nachteile des Konzepts beziehungsweise des Eckpunktepapiers aus dem Bundesbauministerium gesprochen.
Ulf Heitmann ist Sprecher des Bündnisses junger Genossenschaften.
Mit 40 Mitgliedern vertritt das Bündnis circa ein Drittel der Berliner Genossenschaften. Heitmann ist zudem Vorstand bei der Genossenschaft Bremer Höhe eG in Prenzlauer Berg.
Günter Piening ist aktiv in „Die Genossenschafter*innen“,
einem im Februar 2020 gegründeten Zusammenschluss von Mitgliedern Berliner Wohnungsgenossenschaften.
Die Initiative will Hindernisse für ein aktives wohnungspolitisches Engagement von Genossenschaften abbauen, die innergenossenschaftliche Demokratie stärken sowie zu einer Verbreitung des Genossenschaftsgedankens beitragen.
Ausblick
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat auf dem 70. Mietertag in Bremen angekündigt, unmittelbar nach der Sommerpause in die politische Debatte zur NWG einzusteigen. In einigen Punkten scheint Einigkeit zu herrschen. Ein gemeinsamer Dialog mit vielfältigen Akteuren könnte Bedenken von Genossenschaften aufnehmen und in Ergänzungsvorschläge umwandeln. Hier ist ein starker Zusammenschluss von Initiativen, Genossenschaften und Mieter:innenorganisationen gefragt. Vor allem aber braucht es ein echtes Gesetzeskonzept des federführenden Ministeriums für Bau mit ausreichend finanzieller Unterfütterung. Die Finanzierung von langfristigen Förderungen und Investitionszulagen ist für die Genossenschaften der zentrale Dreh- und Angelpunkt. Einige ihrer Bedenken speisen sich aus Fehlern der Vergangenheit. Andere wiederum sind den besonderen Kriterien im Genossenschaftswesen geschuldet. Über das Ziel sind sich jedoch Mieterverbände und Genossenschaften einig: dauerhafte Bezahlbarkeit beim Wohnen. Und die Unterstützung der großen Wohnungsbaugenossenschaften beim preisgünstigen Wohnungsbau ist ein weiteres gemeinsames Ziel.
Ein Beitrag von Franziska Schulte
20.07.2023