Für 13 Mieter einer GSW-Wohnanlage in Lichtenberg geht die Auseinandersetzung um eine umstrittene Modernisierung nach zwei Jahren noch einmal von Neuem los. Nachdem sie die Modernisierungsankündigung 2012 zurückweisen konnten, macht die Wohnungsbaugesellschaft nun mit fast identischen Ankündigungen einen neuen Anlauf.
Die um 1930 gebaute Wohnanlage an Frieda-, Meta- und Irenenstraße wurde jahrzehntelang vernachlässigt. Von den rund 500 Wohnungen modernisiert das Wohnungsunternehmen GSW 200 zum Teil noch mit Ofenheizung ausgestattete Wohnungen. Die im März 2012 angekündigten Mietsteigerungen, die oft mehr als 2 Euro pro Quadratmeter betrugen, waren für viele Bewohner nicht zu stemmen. Um die Verdrängung der ärmeren Mieter zu vermeiden, erließ der Bezirk 2012 eine Umstrukturierungsverordnung, die aber für den ersten Bauabschnitt zu spät kam: Viele Mieter hatten schon das Weite gesucht.
Wo die Mieter ausgezogen waren oder die Modernisierung akzeptiert hatten, fing die GSW an zu bauen. Jedoch konnten die Mieter, die sich gegen die überzogene Modernisierung wehrten, das Unternehmen dazu bringen, über individuelle Modernisierungsvereinbarungen zu verhandeln. So wurde in einem Fall die Mietsteigerung von 2,27 Euro auf 0,65 Euro pro Quadratmeter heruntergehandelt. Doch die im August 2012 aufgesetzte Vereinbarung wurde nie unterschrieben, und in der Folge passierte nichts.
Im Dezember 2013 folgten nun neue Modernisierungsankündigungen, die den alten sehr ähneln. Die Mietsteigerung soll im genannten Fall nun sogar 2,56 Euro pro Quadratmeter betragen – eine Erhöhung der Nettokaltmiete um 50 Prozent. „Wie bereits bei der ersten Modernisierungsankündigung darf auch diesmal bezweifelt werden, dass der Instandsetzungsanteil hinreichend in Abzug gebracht worden ist“, bemängelt Wibke Werner vom Berliner Mieterverein (BMV). Betroffen sind 13 Mietparteien. „Das geht nun noch mal komplett von vorne los“, sagt Lilo Bertermann von der BMV-Bezirksleitung Lichtenberg.
Die GSW hat indessen schon längst Vollzug gemeldet: In ihrem Geschäftsbericht 2012 wird das Lichtenberger Modernisierungsvorhaben bereits als „realisiert“ dargestellt. Dadurch habe „das Bewirtschaftungsergebnis der Wohnanlage deutlich und nachhaltig gesteigert“ werden können, vermeldet man stolz. Die Wohnungen konnten „nach der Sanierung zu einer Nettokaltmiete zwischen 8 und 8,50 Euro pro Quadratmeter neu vermietet werden“. Im Februar 2012 hatte die GSW noch verkündet, man wolle die Wohnungen neuen Mietern für durchschnittlich 7,50 Euro anbieten.
Jens Sethmann
MieterMagazin 1+2/14
Überteuerte Modernisierung im Lichtenberger Weitling-Kiez: Die GSW probiert es von Neuem
Foto: Sabine Münch
01.01.2018