Im Jahr 1978 zog die Fotografin Janet Delaney in einen Stadtteil San Franciscos, dessen Straßenbild von kleinen Geschäften und Handwerksbetrieben dominiert war: South of Market. Was als Kiezspaziergang beginnt, wird im Laufe der Jahre zur Dokumentation einer schleichenden Veränderung, die heute unter dem Begriff „Gentrifizierung“ zusammengefasst wird.
Das Buch bildet die Zeit bis 1986 ab, eine Spanne von nicht einmal acht Jahren also, in der ein ganzes Viertel radikal ausgelöscht und durch ein neues ersetzt wurde. Auf lebensnahe Porträts alteingesessener Einwohner am Anfang des Buches folgen Künstlerporträts in Industrielofts, die sich um die Folsom Street ansiedelnde Schwulenszene, schick gekleidete Büroangestellte auf dem Weg in die Mittagspause, schließlich ausgebrannte Häuser, verwüstete Straßenzüge, Bauzäune – bedrohlich näherrückende Wolkenkratzer im Hintergrund. Ein beeindruckender Bildband, der im Zeitraffer eine Bewegung nachvollzieht, die zwischenzeitlich so auch in vielen anderen Städten stattgefunden hat – und Berlin hoffentlich in dieser Form erspart bleibt.
Elke Koepping
MieterMagazin 1+2/14
Janet Delaney, South of Market,
Mack Books, London 2013, Hardcover,
128 Seiten, 40 Euro
(in englischer Sprache)
17.12.2015