Der Fall Michael-Brückner-Straße 8 zeigt, dass die Behörden beim Umgang mit sogenannten Problemhäusern völlig hilflos sind. Da wird ein Haus offenbar in Entmietungsabsicht mit kinderreichen rumänischen und bulgarischen Familien überbelegt. Sogar Schuppen und Kellerräume werden illegal zu Wohnungen ausgebaut und zu horrenden Preisen vermietet. Mittlerweile ist das Haus praktisch unbewohnbar, es gibt weder Strom noch Wasser oder Heizung. Dennoch sieht sich der Bezirk außerstande, vernünftige Wohnverhältnisse zu erzwingen.
„Das Schlimmste ist der Gestank, auch für die Kinder ist das schrecklich“, gibt ein rumänischer Familienvater in gebrochenem Deutsch zu verstehen. Die Familie gehört zu den letzten verbliebenen Mietern. Nachdem die ohne Genehmigung ausgebauten Kellerwohnungen Anfang Oktober durch eine defekte Abwasserpumpe mit Fäkalien überflutet wurden, ließ die Hausverwaltung kurzerhand das Wasser abstellen. Seitdem müssen die Familien, zum Teil mit Neugeborenen, ohne benutzbare sanitäre Anlagen auskommen. Wasser holen sie sich bei Nachbarn, geheizt wird mit Gaskartuschen.
Der Altbau in Schöneweide ging nach mehreren Eigentümerwechseln und Zwangsversteigerungen im Jahre 2013 an die jetzige Eigentümerin. Lediglich optisch ließ diese das Haus in Ordnung bringen. Die Elektro- und Wasserinstallationen sind veraltet und zum Teil defekt, was immer wieder zu verstopften Abflüssen und Wasserschäden führte. Angesichts dieser Zustände zogen die meisten Altmieter nach und nach aus. Die freiwerdenden Wohnungen wurden zu extrem überhöhten Preisen an Zuwanderer vermietet. Zeitweise waren bis zu 270 Personen in dem Haus gemeldet.
Ob der Eigentümerin die Zustände über den Kopf gewachsen sind oder ob sie andere Pläne hat, ist unklar. Fest steht, dass die Schäden nicht repariert wurden. Einige Bewohner sind zu Bekannten gezogen, andere kamen in Pensionen oder Wohnungsloseneinrichtungen unter.
„Der Bezirk entlässt uns einfach in die Obdachlosigkeit“, empört sich einer der Altmieter. „Statt die Reparaturen selber in Auftrag zu geben, zahlt man lieber 30 Euro pro Tag und Person für eine Ferienwohnung.“ Auch Markus Kladrow, der sich als Seelsorger für Migranten um die Bewohner kümmert, sieht den Bezirk in der Pflicht. „In ein paar Tagen und mit rund 12.000 Euro könne man die gröbsten Mängel in Ordnung bringen.“
Doch das Bezirksamt Treptow-Köpenick hat zwischenzeitlich sogar eine Nutzungsuntersagung für das gesamte Haus in Aussicht gestellt. Das wäre eine Katastrophe für die Mieter, denn sie würden dadurch sämtliche Rechte verlieren und könnten gekündigt werden. Man wolle über die entgangenen Mieteinnahmen Druck auf die Eigentümerin aufbauen, heißt es bei der Bauaufsicht. Eine Ersatzvornahme sei ein extrem aufwendiges Verfahren und zudem ein gravierender Eingriff in fremdes Eigentum, gibt Behördenleiterin Ulrike Zeidler zu bedenken. Schon personell könne man das nicht leisten.
Glück im Unglück: Die Mieter werden nicht nur von Markus Kladrow, sondern auch von der Organisation „Amaro Foro“ unterstützt. Über einen Anwalt wurde inzwischen eine einstweilige Verfügung durchgesetzt. Das Geld für die Reparaturen kann somit notfalls vom Konto der Eigentümerin gepfändet werden.
Birgit Leiß
28.12.2017