Die Qualität der stadträumlichen Entwicklung und der Gebäude wird fast ausschließlich an der Arbeit der Architekten und Baumeister gemessen. Bauherren und Bauunternehmen gelten allgemein als potenzielle Widersacher von Architekten und als Gegner mieterfreundlicher Projekte.
Ihr Handeln sei allein von der Maximierung der Rendite bestimmt, so heißt es. Ein Vorurteil? Welchen Einfluss hatten und haben sie tatsächlich auf Stadtgestaltung und urbane Qualitäten? Schließlich gibt es kein Bauen ohne Bauherren – seien es private oder öffentliche. Die Autoren würdigen den „entschlossenen Unternehmergeist sowie die oftmals durchaus schöpferische Tatkraft von Bauherren, durch die herausragende architektonische Entwurfsideen überhaupt erst zur baulichen Realisierung gelangten“. Als positive Beispiele dienen Wilhelm Conrad, Gründer der Villenkolonie Alsen in Wannsee, Johann Anton Wilhelm von Carstenn-Lichterfelde, der mit Projekten wie der Villenkolonie Lichterfelde einen Gegenpol zur inneren Mietskasernenstadt schuf, und Heinrich Mendelssohn, Erbauer des „Neuen Berlin“. Carl August Heinrich Sommer hingegen mutierte vom Bauhandwerker zum Immobilienspekulanten, und auch Julius Wilhelm Walther und Georg Haberland waren nicht nur Bauherren, sondern auch Bauspekulanten. Hier wird Berliner Stadt- und Baugeschichte aus einer neuen Perspektive spannend erzählt und baugeschichtlich interessant bebildert.
rb
27.01.2018