Mit abnehmender Mobilität im Alter prägt eine Wohnung zunehmend die Lebensqualität. Außerdem muss sie bei sinkendem Budget bezahlbar bleiben. Eine Studie des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) hat festgestellt, dass genossenschaftliches Wohnen gute Perspektiven für Senioren bietet.
„Niedrige Wohnkosten sind gerade für ältere Mieterhaushalte wichtig, ebenso wie eine langfristige Sicherheit im Hinblick auf die künftige Wohnkostenbelastung“, sagt Barbara Crome vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Zurzeit wenden Mieterhaushalte mit Personen im Rentenalter in Westdeutschland rund 30 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens für Wohnkosten auf. Im Osten ist die Belastung nur wenig geringer. Vor diesem Hintergrund entstand die Studie „Altersvorsorge und Wohnungsgenossenschaften“.
In Wohnungsgenossenschaften wohnen bereits heute überproportional viele Ältere. „Sicherheit“ und „günstige Mieten“ stellen für diese Mitglieder zentrale Argumente für das Wohnen bei Genossenschaften dar. Crome: „Wohnungsgenossenschaften bieten vergleichbare Vorteile wie Wohneigentum.“ Das sind: Sicherheit vor Eigenbedarfskündigungen sowie bezahlbare Wohnkosten im Alter.
Vor allem diesem Aspekt hat sich die Studie gewidmet. Dabei befasst sie sich auch mit einem Vorsorgemodell: Die Genossenschaftsmitglieder erwerben zusätzliche Geschäftsanteile und sparen so ein Vermögen an. Dieses wird im Alter wieder ausgezahlt. Dafür erwirbt das Mitglied je nach Wunsch und individueller Lebenslage die zusätzlichen Geschäftsanteile einmalig oder auch nach und nach im Rahmen eines Einzahlungsplans. Die Wohnungsgenossenschaft zahlt auf die Geschäftsanteile eine Dividende oder Zinsen, welche jährlich dem Kapitalstock gutgeschrieben und in weitere Geschäftsanteile umgewandelt werden. Für das Mitglied ist die Auszahlungsphase, während der das zusätzliche Geschäftsguthaben zur Senkung der Wohnkosten eingesetzt wird, frei gestaltbar.
Verzinsung über Marktniveau
Mehr als 40 Wohnungsgenossenschaften in Deutschland verfügen über solche Anspareinrichtungen. „Genossenschaften sind im Hinblick auf die Sicherheit und die erzielbare Rendite konkurrenzfähige Anbieter von Sparprodukten“, meint Crome. Die Mitglieder legen, wie bei einer Bank, Geld in festen oder in monatlichen Beträgen an und erhalten dafür eine attraktive Rendite. Die meist über dem Marktniveau liegende Verzinsung wird dadurch möglich, dass die Genossenschaft durch diese Praxis günstige Finanzierungsmittel erhält, die sie sich nicht bei kommerziellen Kapitalgebern besorgen muss.
Die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG – einzige Teilnehmerin an der BBR-Studie aus der Hauptstadt – gehört zu denen, die ein solches Angebot offerieren. Dazu gehört etwa das Festzinssparen: Ab einer Einlage von 5000 Euro erhalten Mitglieder eine festverzinsliche Rendite – je länger die Laufzeit, desto höher die Zinsen. Aber es gibt auch andere Sparverträge: Sie beinhalten zum Beispiel variable Zinsen und eine feste Prämie am Ende eines Kalenderjahres. Mitglieder, die einen Betrag ab 2500 Euro anlegen wollen, können einen Sparbrief erwerben. Die Laufzeiten liegen zwischen 5 und 15 Jahren.
Lars Klaaßen
MieterMagazin 3/08
Rund 40 Genossenschaften in Deutschland bieten Sparmodelle, die das Wohnen im Alter verbilligen
Foto: Christian Muhrbeck
Die Ergebnisse der BBR-Studie wurden in einem Buch zusammengefasst: „Damit das Wohnen im Alter bezahlbar bleibt.“
Hamburg, 2006. 124 Seiten,
broschiert, mit CD. 29,80 Euro
Ein umfassender Forschungsbericht steht auf der Internetseite des BBR als PDF zum Download bereit:
www.bbr.bund.de
> Forschungsprogramme/ExWoSt
> Forschungsfelder
> Abgeschlossene
Forschungsfelder seit 2000
Wissenswertes
So wird das Dauerwohnrechtbei der „1892er“ erspart
Für das Ansparen von größeren Beträgen hat die „Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892“ bei ihren Ratensparprodukten Laufzeiten von bis zu 25 Jahren. Mit einer monatlichen Sparleistung von 125 Euro ergibt sich gegenwärtig beim „1892-Rendite-Sparen“ nach 25 Jahren ein Guthaben in Höhe von 67.383 Euro. Davon wurden 37.500 Euro eingezahlt, hinzu kommen 18.753 Euro Zinsen und 11.130 Euro Prämien. Mit diesem Betrag kann dann zum Beispiel ein Dauerwohnrecht von 20 Jahren an einer durchschnittlichen Genossenschaftswohnung mit einer Fläche von rund 70 Quadratmetern erworben werden. Wer dauerwohnberechtigt ist, braucht dann nur noch die Betriebskosten und die jährlichen Verwaltungskosten in Höhe von 250 Euro zu zahlen. Hinzu kommen noch die Kosten für die Instandhaltung und Instandsetzung, soweit diese weiterhin der Genossenschaft obliegen. Sie belaufen sich anfangs auf 0,50 Euro pro Quadratmeter und Monat und erhöhen sich alle drei Jahre um 20 Prozent.
lk
29.03.2022