Wenn Gerda Seifert lüften will, muss sie neuerdings ihren Mann zu Hilfe rufen oder auf einen Hocker steigen. Seit der Sanierung sind die Griffe der Fenster so hoch angebracht, dass die Mieterin nicht mehr herankommt.
Betroffen sind mehrere Wohnungen in der Finckensteinallee 5. Im Zuge der Wärmedämmung waren 2008 auch die Fenster ausgetauscht worden. Die Griffe befinden sich jetzt teilweise auf 1,80 Meter Höhe, vor allem im Bad sei das ein Riesenproblem, berichtet der Mieter Gert-Wilhelm Seifert: „Es kann ja wohl nicht wahr sein, dass man als normal großer Mensch auf einen Stuhl steigen muss, um das Fenster zu öffnen.“
Das sieht auch seine Rechtsberaterin beim Berliner Mieterverein so: „Für die überwiegend älteren Bewohner stellt das auch eine erhebliche Unfallgefahr dar“, so Aliki Bürger. In jedem Fall gilt, dass die Griffe für einen durchschnittlich großen Menschen leicht erreichbar und bedienbar sein müssen. Aliki Bürger hat den Vermieter daher mehrfach aufgefordert, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, bisher ohne Erfolg. Die „Hausverwaltung Angelika Bink“ wollte gegenüber dem MieterMagazin keine Stellungnahme dazu abgeben.
Ungünstig angebrachte oder auch verkleinerte Fenster sind übrigens nach einer Wärmedämmung kein Einzelfall. Meist werden technische Gründe angeführt. Doch mit solchen „Verschlimmbesserungen“ müssen sich Mieter nicht abfinden.
Birgit Leiß
MieterMagazin 3/09
Fenster öffnen mit Schikane:
Mieterin Seifert in ihrem Bad
Foto: Christian Muhrbeck
05.02.2018