Die von der Wohnungsbaugesellschaft Howoge angekündigten extrem teuren Modernisierungen in Buch haben hohe Wellen geschlagen. Die aufgeschreckte Senatorin für Stadtentwicklung hat das landeseigene Unternehmen zurückgepfiffen. Nebenbei kam heraus, dass die Howoge offenbar Planungsaufträge ohne Ausschreibung erteilt hat – darunter auch ausgerechnet an die Firma eines SPD-Abgeordneten.
Wie berichtet, hat die Howoge den Mietern von 654 Plattenbauwohnungen in Buch extrem teure Modernisierungen angekündigt. Den Mietern wurden Quadratmeterpreise von 7 bis 8,50 Euro nettokalt in Aussicht gestellt. Über 100 Mieter sollen schon überstürzt ausgezogen sein.
Von der Opposition im Abgeordnetenhaus zur Rede gestellt, erklärte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, die Howoge habe sich „bei der Ermittlung der Mieten nicht an das gehalten, was der Senat vorgegeben hat“. Sie habe deshalb die Geschäftsführung angewiesen, nicht mehr als die ortsübliche Miete zu verlangen. Die so zurückgepfiffene Howoge will nun das Gespräch mit den Mietern suchen, um mit ihnen den Umfang der Sanierung individuell zu vereinbaren.
Für die Planung der Baumaßnahmen in Buch hat die Howoge offenbar keine Ausschreibung durchgeführt, sondern die Aufträge freihändig vergeben. Brisant ist auch, dass die Firma des SPD-Abgeordneten Ralf Hillenberg einen Auftrag erhielt. Hillenberg sitzt für den Wahlkreis Buch im Abgeordnetenhaus und ist Mitglied im Ausschuss für Bauen und Wohnen. Auch die beiden Vorstände der Howoge gehören der SPD an. Auf Druck der Opposition hat der von Senatsvertretern dominierte Aufsichtsrat der Howoge Anfang Februar eine Sonderprüfung beschlossen: Externe Sachverständige sollen die Vergabe aller Howoge-Aufträge der letzten fünf Jahre kontrollieren. Hillenberg hat mittlerweile seinen Sitz im Bauausschuss abgegeben.
Jens Sethmann
MieterMagazin 3/10
Verhandlungen angekündigt: Howoge-Sanierung in Buch
Foto: Christian Muhrbeck
03.01.2018