Fünf Jahre lang hat das Kollektiv Schwarzer Hahn die Entwicklung des Kiezes um den Schmollerplatz im Treptower Norden mit der Kamera dokumentiert.
Der Film „Verdrängung hat viele Gesichter“ läuft inzwischen bundesweit – schließlich sind Probleme der Mieter mit der zunehmenden Gentrifizierung ihrer Stadt kein berlinspezifisches Thema. Aus 55 Stunden Filmmaterial ist ein Film entstanden, der in eine Reihe mit „Mietrebellen“, „Betongold“ und „Mietenstopp“ gehört.
Obwohl die Filmemacher eindeutig auf Seiten der Betroffenen, also der (Noch-)Anwohner und ihrer Stadtteilinitiative „Karla Pappel“, stehen, lassen sie erstmalig auch die Akteure aus Baugruppen wie „Karloh“, „Wohnen am Hochdamm“, „Karl-Kunger-Höfe“ und „Stadtgrün“ zu Wort kommen – Architekten, Bauleiter, künftige Bewohner. Schnell wird klar: Die Proteste sind nicht generell gegen die neuen Bewohner im Kiez gerichtet, sondern gegen die Verdrängung von sozial Schwachen.
Investigativ und konfrontativ, aber auch einfühlsam, ist die Kamera immer sehr dicht an den Menschen. Die Verdrängung bekommt gleich mehrere Gesichter, die unterschiedlicher kaum sein können: auf der einen Seite die Anwohner, die seit Jahren im Kiez leben, auf der anderen die Zuziehenden, die sich den Traum von der eigenen Wohnung erfüllen wollen. Lösungen der Konflikte zwischen diesen Interessengruppen sind nur als Kompromisse denkbar.
rb
Verdrängung hat viele Gesichter, Deutschland 2014, 94 Minuten, Regie: Filmkollektiv Schwarzer Hahn, 15. März 2015, 18 Uhr, Kino Lichtblick Kastanienallee 77
Weitere Termine unter www.berlingentrification.wordpress.com
17.12.2015