Melva Wroblewski wohnte 28 Jahre in einer Dreizimmerwohnung in der Manteuffelstraße 89 in Kreuzberg. Als sie einzog, gehörte das Haus noch dem Senat. Der schenkte es dem Wohnungsunternehmen Bewoge. 2004 wurde es privatisiert.
Zeynel Balki, der neue Besitzer, vertreibt nun nahezu alle Altmieter. Neue Mieter müssen das Dreifache zahlen. Als es beim Ausbau des Dachgeschosses zu Schäden in der Wohnung von Melva Wroblewski kommt, mindert sie die Miete auf Anraten ihres Rechtsanwalts. Der Vermieter klagt – wegen 360 Euro „Mietschulden“ – und gewinnt den Prozess. Vorsorglich hat er der schwerbehinderten Frau auch wegen „Eigenbedarf“ gekündigt. Er wolle sich in ihrer Wohnung ein Büro einrichten – im 4. Stock eines Mietshauses! Sie muss ihre Wohnung räumen: ein Musterbeispiel für die Verdrängung finanzschwacher Mieter aus den neuen Szenevierteln. Aber Melva Wroblewski kämpft. Inzwischen hat sie mit Hilfe des Bündnisses „Zwangsräumung verhindern“ eine neue Wohnung gefunden, in ihrem Kiez. Die aus Barcelona stammende Regisseurin Mireia Guzmán Sanjaume zeichnet mit ihrem Film „Halbes Hähnchen vom Himmel – Zwangsräumungen in Berlin“ ein berührendes Bild einer starken Frau, die trotz ihrer Niederlage vor Gericht nicht aufgibt. Widerstand kann erfolgreich sein, Solidarität hilft immer. Der Film läuft in den kleineren Kinos. Und erklärt natürlich auch, was es mit dem halben Hähnchen auf sich hat.
rb
27.02.2018