Der Wohnungskonzern Heimstaden führt in vielen Häusern einen hydraulischen Abgleich der Heizungsanlagen durch und will die Kosten auf die Miete umlegen. Es ist allerdings rechtlich nicht geklärt, ob für diese Maßnahme eine Modernisierungsumlage gerechtfertigt ist. Die Mieter-Initiative „Stop Heimstaden“ klagt über kalte Wohnungen und fordert, die Installation zu beenden.
Eine höhere Miete für eine Modernisierung, die das Heizen schwieriger macht? Eine Initiative von Heimstaden-Mieterinnen und -Mietern wehrt sich gegen den hydraulischen Abgleich der Heizungsanlagen durch die Firma MyWarm. Bereits 2019 hat der Wohnungskonzern Akelius in zahlreichen Häusern mit den Arbeiten begonnen. Nach der Übernahme der Akelius-Bestände setzt Heimstaden diese Arbeiten fort und verlangt von den Mietern die Duldung der Maßnahmen. „Heimstaden hat sich selbst ambitionierte Nachhaltigkeitsziele gesetzt, und wir begrüßen Lösungen, die neben dem positiven Einfluss auf die Umwelt auch Heizkosten für Mieterinnen und Mieter dauerhaft senken können“, erklärt Heimstaden-Sprecher Michael Lippitsch. Das MyWarm-Verfahren ermögliche im Durchschnitt Energie- und Kosteneinsparungen von 20 Prozent.
Im Grundsatz soll ein hydraulischer Abgleich die Heizungsanlage effizienter machen und Heizkosten sparen. Bei größeren Zentralheizungsanlagen kommt es oft dazu, dass weit vom Kessel entfernt liegende Heizkörper weniger erwärmt werden als näher gelegene. Mit einem hydraulischen Abgleich wird der Druck in den Leitungen so eingepegelt, dass er im ganzen Haus gleich hoch ist. So kann die Vorlauftemperatur, also die Temperatur, mit der das Wasser den Heizkessel verlässt, etwas verringert werden.
Technischer Mangel oder Bedienungsfehler?
Bei einem professionellen hydraulischen Abgleich wird die Heizlast für jeden Raum berechnet. Dabei werden die Raumfläche, die Außenwände und deren Dämmung, die Fenstergröße und die Heizkörpermaße berücksichtigt. Dadurch ergibt sich, wie viel Wasser durch die einzelnen Heizkörper fließen muss. Zur Regulierung werden an den Heizkörpern die Ventile auf die optimale Durchflussmenge justiert, nötigenfalls ausgetauscht und der richtige Druck an der Heizungspumpe eingestellt.
Die Initiative „Stop Heimstaden“ kritisiert jedoch die vorgenommenen Maßnahmen: „Erste Erfahrungen zeigen, dass es dadurch zu einer Verschlechterung der Heizbarkeit von Wohnungen kommen kann, da mitunter trotz intensiven Heizens nicht einmal mehr eine Raumtemperatur von 20 Grad erreicht wird.“ Zudem sei es in mehreren umgerüsteten Häusern zu kompletten Heizungsausfällen gekommen.
Heimstaden hat eine Fehlerquote von unter zwei Prozent ermittelt und festgestellt, dass technisch weniger versierte Nutzer Schwierigkeiten mit dem neuen Thermostatkopf und seinem digitalen Display haben. „Oftmals dürften Probleme nicht auf einen technischen Mangel zurückzuführen sein, sondern auf Bedienungsschwierigkeiten“, sagt Michael Lippitsch. Heimstaden möchte deshalb künftig einfachere Modelle verwenden.
Jens Sethmann
Modernisierung oder Instandsetzung?
Das Amtsgericht Charlottenburg hält es für zweifelhaft, dass ein hydraulischer Abgleich eine Modernisierung darstellt. Diese Maßnahme werde durchgeführt, um eine ungleichmäßige Verteilung der Heizwärme zu beheben, so das Gericht. Daher spreche einiges dafür, dass es sich um eine Mangelbeseitigung handele, für die die Miete nicht erhöht werden darf. Verhandelt wurde ein Fall, in dem der hydraulische Abgleich eine Heizkostenersparnis von 0,05 Euro pro Quadratmeter bringen sollte, die Miete dafür aber um 0,20 Euro pro Quadratmeter erhöht wurde. Heimstaden ist hingegen überzeugt, dass es sich um eine umlagefähige Modernisierung handelt. Allerdings erfüllen zumindest einige Ankündigungsschreiben von Heimstaden nicht die Anforderungen an eine ordnungsgemäße Modernisierungsankündigung. Vor einer Zustimmung sollte man rechtlichen Rat einholen.
js
www.berliner-mieterverein.de/recht/mieturteile/hydraulischer-abgleich.htm
28.02.2022