Einwurf von Lieselotte Bertermann -
Gerade sind die Sorgen von Mietern und Mieterinnen wieder besonders drückend

Zurückblickend muss ich sagen: Meine lange ehrenamtliche Arbeit für den Berliner Mieterverein war eine bereichernde Erfahrung. Zugute kamen mir bei dieser Tätigkeit etliche Fähigkeiten, die ich im Laufe meines Lebens als Mieterin erworben habe. Allen voran: Organisationsvermögen. In der DDR war das notwendig, wolltest Du als Alleinerziehende eine Wohnung bekommen, die der Familiensituation entsprach. Der Druck nahm zu, als mein zweiter Sohn geboren wurde. Wie oft saß ich auf den Fluren der Kommunalen Wohnungsverwaltung, wie oft habe ich über meinen Betrieb versucht, eine passende Wohnung zu erhalten – und es schließlich dann über einen Ringtausch mit mehreren Wohnungssuchenden hinbekommen. Ich bin in dieser Stadt viele Male umgezogen. Die Wohnungssuche blieb stets ein Thema in der Familie.

Als mein Sohn mich bald nach der Wende auf den Berliner Mieterverein aufmerksam machte, bin ich zu den ersten Treffen gegangen und habe die große Informationsveranstaltung im Herbst 1990 im Theater der Freundschaft (heute: Theater an der Parkaue) erlebt, wo die Plätze im Saal nicht ausreichten und die Menschen auf Treppenstufen saßen, um etwas über den Mieterschutz in der wiedervereinigten Stadt zu erfahren. Über die Aktivengruppe Lichtenberg bin ich in die ehrenamtliche Arbeit des Berliner Mietervereins hineingewachsen. Lange Jahre war ich dort Bezirksgruppenleiterin. Wir haben in unseren Beratungsstellen die Rechtsberatung organisiert und standen viele Male mit Informationsständen in der Stadt, im Roten Rathaus und am Breitscheidplatz. Es waren diese Begegnungen mit den Menschen, die mir den meisten Spaß gemacht haben. Heute, wo mir das gesundheitlich nicht mehr so gut möglich ist, fehlen sie mir. Denn auch wenn ich inzwischen seit vielen Jahren sehr gut und zufrieden bei einer Genossenschaft wohne, kann ich die Sorgen und Ängste von Mieterinnen und Mietern gut verstehen. Gerade wieder sind sie besonders drückend. Schon deshalb wäre es wichtig, die Bezirksgruppe Lichtenberg wieder zum Laufen zu bringen.

Aufgeschrieben von Rosemarie Mieder

Hartmut Lindenberg
24.02.2023