Seit einigen Jahren gibt es beim Berliner Mieterverein ein spezielles Beratungsangebot für Mitglieder, die Probleme mit ihrem Nachbarn haben. Meist geht es dabei um „Lärm“. Das Angebot wird mehr und mehr genutzt.
127 Beratungen gab es allein im Jahr 2007 – 87 Prozent mehr als im Vorjahr. Die speziell ausgebildeten Mitarbeiter versuchen, das Problem außergerichtlich zu lösen. Sie führen Gespräche mit dem Vermieter und dem Nachbarn. Manchmal ergibt sich auch ein Vermittlungsgespräch mit zwei an einem Konflikt beteiligten Mietparteien.
Ein Fall aus der Praxis: Frau K. ist Sängerin an der Oper und probt regelmäßig in ihrer Wohnung, sehr zum Ärger ihres Nachbarn Herr M. – der braucht Ruhe. Es regt ihn auf, wenn plötzlich die Stimmübungen seiner Nachbarin in sein Wohnzimmer schallen. Beide sind an einer Lösung interessiert. Auch Frau K. will friedlich mit ihrem Nachbarn zusammenleben. Das Gespräch verläuft positiv. Jeder benennt seine Bedürfnisse und Wünsche. Es wird verabredet, dass Frau K. nur noch zu bestimmten Zeiten in einem bestimmten Zimmer probt. Im Gegenzug klopft Herr M. nicht mehr an die Decke. Frau K. und Herr M. sind mit der Vereinbarung einverstanden. Drei Monate später bringt der das Gespräch leitende Mediator in Erfahrung, dass die Verabredung trägt. Das ist jedoch leider nicht immer so.
Von zehn Konfliktvermittlungen enden etwa neun mit einer Vereinbarung, langfristig halten fünf davon.
Aber auch in den Fällen, die nicht halten, berichten die Teilnehmer, dass sich das Gespräch für sie gelohnt habe. Sie hätten Klarheit bekommen und wüssten nun, woran sie sind. Außerdem empfanden es alle als angenehm, in einer ruhigen Atmosphäre ihren Standpunkt zum Ausdruck bringen zu können.
Mediationen werden nur dann durchgeführt, wenn beide Beteiligten es wirklich wollen. In der vorgeschalteten Beratung werden auch andere Lösungsmöglichkeiten bei nachbarschaftlichen Konflikten besprochen. Die Beratung ist für die Mitglieder des Berliner Mietervereins kostenlos.
Marco Waehlisch
MieterMagazin 4/08
Kriegen sich Nachbarn in die Haare, ist meist Lärm der Grund
Foto: Maik Jespersen
13.06.2018