Einen erneut deutlichen Anstieg der Angebotsmieten im Jahr 2015 verzeichnet der Wohnungsmarktbericht der Investitionsbank Berlin (IBB). Eine effektive Marktentspannung sei kurzfristig nicht in Sicht. Nach Ansicht des Berliner Mietervereins belegt die Entwicklung, dass die Mietpreisbremse ihre beabsichtigte Wirkung verfehlt.
Für 8,80 Euro pro Quadratmeter wurden 2015 Mietwohnungen in Berlin angeboten, ein Plus von 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Grund für die Marktanspannung ist der Bevölkerungszuwachs. Zwischen 2012 und 2015 sind 144.000 Bewohner hinzugekommen. Den kleineren Teil dazu trägt die Stadt selber durch einen seit 2007 anwachsenden Geburtenüberschuss bei, der größere Teil resultiert aus dem Zuzug, vor allem aus dem Ausland.
Besonders knapp auf dem Wohnungsmarkt ist das Angebot im preiswerten Segment, so der Vorstandsvorsitzende der IBB, Jürgen Allerkamp. Ein Grund dafür sei auch der Rückgang bei den Sozialwohnungsbeständen. Mietpreise von unter 5 Euro pro Quadratmeter weisen weniger als 1 Prozent der Wohnungsangebote auf.
Stadtentwicklungssenator Geisel sieht sich indessen mit seiner Wohnungspolitik auf dem richtigen Weg: 2014 wurden 8744 Wohnungen fertiggestellt, für das vergangene Jahr schätze man deren Zahl auf 12.000 bis 15.000. Rund 60 Prozent davon werden laut Bericht im Geschosswohnungsbau realisiert.
Die Zahlen des Wohnungsmarktberichts legen gleichwohl nahe, dass bei den neu erstellten Wohnungen – wo es sich denn überhaupt um Miet- und nicht um Eigentumswohnungen handelt –, die Preise deutlich über dem liegen, was sich Normal-, erst recht Geringverdiener leisten können. Die Durchschnittsangebotsmiete im Neubau lag 2015 bei 13 Euro pro Quadratmeter kalt. Vor diesem Hintergrund erklärt sich der dringende Wunsch von Stadtentwicklungssenator Geisel, insbesondere private Bauherren mögen sich doch beim Sozialen Wohnungsbau mehr engagieren. Der Berliner Mieterverein befürchtet allerdings, dass das „zarte Pflänzchen“ der nunmehr verbesserten Förderkonditionen für den Sozialen Wohnungsbau schon im Keim erstickt wird, wenn die Bundesregierung ihre angekündigte Steuerabschreibung für den Mietwohnungsbau einführt und den Bauherren damit ein lukrativeres Finanzierungsmodell in die Hand gibt. Hier sei Berlin im Rahmen seiner Einflussmöglichkeiten im Bundesrat genauso gefordert wie bei der dringlichen Nachbesserung der Mietenreformpläne, die die Bundesregierung kürzlich vorgestellt hat. Denn nach Ansicht des Berliner Mietervereins dokumentieren die Zahlen des Wohnungsmarktberichts auch, dass die im ersten Teil der Reform verabschiedete Mietpreisbremse ihre Wirkung verfehlt.
Udo Hildenstab
03.04.2016