In seinem Marktmonitor verzeichnet der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) in der Hauptstadt stagnierende Mieten. Einem Mietenmoratorium erteilt er gleichwohl eine Absage.
Bei den Berliner Wohnungsunternehmen, die im BBU organisiert sind, sanken die Neuvertragsmieten zum Stichtag 30. Juni 2021 innerhalb eines Jahres durchschnittlich um 3,6 Prozent auf 7,66 Euro pro Quadratmeter. Die Bestandsmieten sind im Durchschnitt um 0,7 Prozent auf 6,37 Euro gestiegen. Ursache sei der bis Mitte April 2021 geltende Mietendeckel. Die Einnahmeverluste durch die geringeren Neuvertragsmieten rechnet der BBU bei durchschnittlich 20-jähriger Wohndauer auf 140 Millionen Euro hoch, was Investitionen von 700 Millionen Euro verhindern würde.
Der Berliner Mieterverein (BMV) hält die BBU-Berechnungen für „unseriös“. „Hier wird so getan, als würden in diesen 2020 abgeschlossen Mietverträgen binnen 20 Jahren keine nachholenden Mieterhöhungen durchgeführt“, sagt BMV-Geschäftsführer Reiner Wild. „Das ist extrem unrealistisch.“
Die sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen, die im BBU ein großes Gewicht haben, sind vom Senat dazu verpflichtet worden, wesentliche Regelungen des Mietendeckels auch weiterhin einzuhalten. Unter anderem dürfen sie die Mieten bis 2025 jährlich nur um ein Prozent – bei Mieten, die abgesenkt wurden, um 2,5 Prozent – erhöhen, wobei die ortsübliche Vergleichsmiete nicht überschritten werden darf.
Neben öffentlichen und genossenschaftlichen Vermietern vertritt der BBU aber auch profitorientierte Wohnungskonzerne wie die Vonovia einschließlich der von ihr übernommenen Deutschen Wohnen, die nach dem Scheitern des Mietendeckels die Mieten unverzüglich erhöhte und von den Mietern teils saftige Nachzahlungen forderte.
Jens Sethmann
25.04.2022