Für das Corbusier-Haus in der Charlottenburger Flatowallee wurde ein Denkmalpflegeplan erarbeitet. Konflikte um Umbauten an dem vor 50 Jahren im Rahmen der Interbau 1957 errichteten gigantischen Wohnhaus sollen damit schon im Vorfeld geklärt werden.
Die „Unité d’habitation – Typ Berlin“ des französischen Architekten Le Corbusier ist für das Landesdenkmalamt ein „Schlüsselzeugnis der europäischen Architekturgeschichte im 20. Jahrhundert“. Der Denkmalpflegeplan soll gewährleisten, dass „der ausgezeichnete Zustand noch über Jahrzehnte erhalten werden kann“, so Landeskonservator Jörg Haspel. Das Konzept werde von den meisten Eigentümern der Wohnanlage mitgetragen. Hermann Josef Pohlmann vom Verwaltungsbeirat des Hauses nennt den Plan „undogmatisch, aber nicht beliebig“. Konflikte gibt es um die bunten Markisen, die viele Bewohner auf ihren Balkonen montiert haben. Sie verdecken die Loggienwände, die den Fassaden ihr unverwechselbares Farbenspiel verleihen. Der Denkmalpflegeplan verbietet Markisen nicht generell, sondern gestattet graue Markisen mit begrenzten Ausmaßen. Satellitenschüsseln bleiben hingegen tabu. Im Einzelfall kann die Zusammenlegung zweier kleiner Wohnungen genehmigt werden. Eine Einzäunung des Grundstücks, die bei Großveranstaltungen im benachbarten Olympiastadion nützlich ist, wird ebenfalls ermöglicht.
Schon beim Bau 1957 gab es erbitterte Auseinandersetzungen. Le Corbusier wollte die Räume nach seinem ausgeklügelten „Modulor“-Maßsystem nur 2,26 Meter hoch bauen, der Senat setzte aber (glücklicherweise) die bauordnungsgemäße Mindesthöhe von 2,50 Meter durch. Um die Proportionen zu wahren, mussten die Räume auch verbreitert werden.
Jens Sethmann
MieterMagazin 5/07
Ein Denkmalplan soll dafür sorgen, dass das Erscheinungsbild des Corbusierhauses erhalten bleibt
Foto: Jens Sethmann
02.05.2018