Für eine nicht mal besonders aufwendige Modernisierung sollen Mieter des Hauses Hasenheide 16 künftig weit mehr als die doppelte Miete zahlen. Eine solche Steigerung ist in Berlin bisher beispiellos und soll ganz offensichtlich vor allem eins bewirken: dass die Mieter ausziehen. So leicht lassen die sich allerdings nicht einschüchtern.
Die Modernisierungsankündigungen, die den Mietern des Kreuzberger Altbaus im März zugestellt wurden, hatten es in sich: Um sage und schreibe 120 Prozent soll die Nettokaltmiete nach dem Willen des Eigentümers steigen. Mietrechtsanwalt Christoph Müller ist so etwas noch nicht untergekommen: „Das ist ein berlinweiter Spitzenwert“, sagt er. Einer der Mieter kommentiert: „Kommt das durch, dann arbeiten wir nur noch für die Miete.“
Der Eigentümer „Inter Stadt- und Wohnungsbau“ will eine Zentralheizung installieren, die Fassade dämmen und neue Isolierglasfenster einbauen. Der ebenfalls vorgesehene Fahrstuhlanbau ist bei der Berechnung der neuen Miete noch nicht einmal berücksichtigt. Schon im Juli sollen die Bauarbeiten beginnen.
Gleichzeitig werden die Wohnungen als Einzeleigentum verkauft und den Mietern dabei das Vorkaufsrecht eingeräumt. Die Preise sind aber exorbitant. In einem vorbereiteten Kaufvertrag sind zwei verschiedene Preise eingetragen: Einmal für den Fall, dass die Wohnung vermietet ist, zum Zweiten ein wesentlich höherer Preis, wenn die Wohnung leersteht. Für einige Wohnungen macht der Unterschied 40.000 Euro aus. Sollten sich die Mieter zum Kauf entscheiden, was ohnehin für alle illusorisch ist, soll auch noch der höhere Preis gelten. Derweil drängen sich den Mietern vom Eigentümer beauftragte „Mietmanager“ auf, die sie offenkundig zum Auszug bewegen wollen.
„Ganz banal gesagt: Er will Sie raushaben“, erklärte Christoph Müller den Mietern auf einer Hausversammlung. Das Vorgehen ist nicht neu: Der Inter-Stadt-Geschäftsführer Sascha Klupp ist oder war an mehreren Modernisierungs- und Umwandlungsvorhaben beteiligt, bei denen die Mieter offensichtlich und teilweise mit rüden Methoden rausgedrängt werden, so in der Gleimstraße 52 im Ortsteil Prenzlauer Berg oder der Bergstraße 62 in Mitte.
„Das wird sicher eine harte Auseinandersetzung“, meint Rechtsanwalt Müller. „Aber Bangemachen gilt nicht.“ Die Modernisierungsankündigung ist durchaus anfechtbar, so sind etwa die Kosten der ersparten Instandsetzung der alten Fenster nicht abgezogen. Die Mieter sind entschlossen, nicht klein beizugeben.
Jens Sethmann
MieterMagazin 5/13
„Der Eigentümer will Sie raus haben“, ist der Eindruck von Anwalt Christoph Müller auf der Mieterversammlung
Foto: Sabine Münch
03.01.2018