Der Fall Perleberger Straße 50 in Moabit macht fassungslos. Da steht ein Mietshaus seit mindestens zehn Jahren leer. Doch auch mit dem verschärften Zweckentfremdungsgesetz sieht sich der Bezirk außerstande, für die Wiedervermietung der Wohnungen zu sorgen.
Wann genau der letzte Mieter ausgezogen ist, weiß niemand. Fest steht: Der Verfall begann bereits vor 20 Jahren, als der berüchtigte Immobilienspekulant Gustav Sommer für einen Teil seiner Firmen Konkurs anmelden musste. Betroffen davon war auch das Haus Perleberger Straße 50.
Heute ist der Altbau ein Geisterhaus, lediglich das Souterrain ist an einen Motorradhändler vermietet. Seit Jahren sind die in Einzeleigentum umgewandelten Wohnungen baupolizeilich gesperrt. Immer wieder kommt es zu absurd anmutenden Zwangsversteigerungen, bei denen die Wohnungen für wenige Tausend Euro Käufer finden. Diese können ihre Immobilie wegen der Einsturzgefahr nicht einmal besichtigen, geschweige denn bewohnen.
Die Initiative „Wem gehört Moabit?“ prangert den skandalösen Fall seit Jahren an, ohne dass etwas passiert. Vor einigen Monaten schien dann endlich Bewegung in die Sache zu kommen. Auf Antrag der Linken hatte die Bezirksverordnetenversammlung Mitte den zuständigen Stadtrat aufgefordert, eine treuhänderische Verwaltung zu prüfen, um das Gebäude wieder bewohnbar zu machen. Das zum 1. Mai 2018 in Kraft tretende novellierte Zweckentfremdungsgesetz gibt den Bezirken ausdrücklich die Möglichkeit dazu. Doch im Bezirksamt Mitte sieht man solche „Schrottimmobilien“, die schon seit Jahren leerstehen, nicht als dem Zweckentfremdungsrecht unterliegend, wie Stadträtin Sandra Obermeyer (Linke) erklärt. Es handele sich nicht um schützenswerten Wohnraum im Sinne des Gesetzes. Das Gebäude sei nicht bewohnbar.
„Es gibt offenbar keine Idee, wie das Haus bewohnbar gemacht werden kann“, empört sich Susanne Torka von der Stadtteilinitiative „Wem gehört Moabit?“. Die Perleberger Straße 50 ist nicht das einzige Beispiel im Bezirk. Das seit 18 Jahren leerstehende und akut einsturzgefährdete Gebäude Burgsdorfstraße 1 in Wedding will der Bezirk nun sogar abreißen lassen.
Birgit Leiß
12.05.2018