Der Wohnungsmarktbericht der Investitionsbank Berlin (IBB) für das Jahr 2019 hält keine Überraschungen bereit. Es werden weiterhin zu wenige Wohnungen gebaut. Vor allem preisgünstiger Wohnraum fehlt. Immerhin steigen die Angebotsmieten nicht mehr so stark.
Fast 40 Prozent der Berliner Mieterhaushalte ächzen unter der Mietbelastung. Sie müssen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Bruttokaltmiete ausgeben. Bei einer solchen Wohnkostenbelastung bleibt besonders Haushalten mit kleinem Einkommen nicht mehr viel zum Leben.
Im Durchschnitt liegt die Mietbelastungsquote nur noch knapp unter der kritischen 30-Prozent-Grenze, nämlich bei 28,2 Prozent. Knapp jeder zehnte Einpersonenhaushalt wendet sogar mehr als die Hälfte seines Einkommens für die Bruttokaltmiete auf. Auch viele Haushalte, die ihre Wohnung nach 2015 bezogen haben, müssen einen großen Teil ihres Einkommens an den Vermieter zahlen.
Wer aktuell eine Wohnung anmieten will, muss vor einer mittleren Angebotsmiete von 10,45 Euro pro Quadratmeter nettokalt ausgehen. Innerhalb des S-Bahn-Rings liegen die Angebote zwar mittlerweile fast flächendeckend über 12 Euro. Andererseits wurden auch 10 Prozent aller angebotenen Wohnungen zu weniger als 7 Euro pro Quadratmeter vermietet – etwas mehr als im Vorjahr.
Die IBB sieht darin schon ein Stagnieren der Mieten. Ungebrochen sei hingegen der Preisanstieg bei Eigentumswohnungen. Der Kaufpreis für einen Quadratmeter Wohnfläche beträgt im Mittel 4777 Euro – 13,7 Prozent mehr als im Vorjahr.
Im Jahr 2019 sind 16.706 neue Wohnungen entstanden, so viele wie seit 1998 nicht mehr. „Obwohl sich die Bauintensität auf einem Rekordniveau befindet, fehlen weiterhin rund 145.000 Wohnungen in der Stadt“, sagt IBB-Vorstandsvorsitzender Jürgen Allerkamp. Nach wie vor werden mehr Neubauten genehmigt als fertiggestellt. Der „Bauüberhang“ wuchs im letzten Jahr von 59.000 auf 64.000 genehmigte, aber ungebaute Wohnungen an.
„Der Bau preisgünstiger Wohnungen kommt nicht voran“, kritisiert der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild. Immer noch entstünden im Wesentlichen Eigentumswohnungen und hochpreisige Mietwohnungen. Von 2017 bis 2019 wurden gerade einmal 8000 geförderte Wohnungen bewilligt. „Wir fordern daher einen Masterplan für preisgünstigen Wohnungsneubau“, so Wild (BMV zum IBB Wohnungsmarktbericht 2019).
Jens Sethmann
www.ibb.de/wohnungsmarktbericht
24.04.2020