Niemand darf aufgrund seiner Herkunft diskriminiert werden. Am Wohnungsmarkt geschieht das aber immer wieder: Bewerber mit nicht deutsch klingenden Namen fallen von vornherein durchs Raster. Das beweisen auch die „Testings“ einer Berliner Fachstelle.
Sie werden hingehalten, bekommen neutral formulierte Absagen oder gar keine Antwort: Wohnungssuchende mit nicht deutsch klingenden Namen haben es schwerer als alle anderen. Davon sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Berliner Fachstelle gegen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt überzeugt. Sie führten seit Gründung der Einrichtung im Juli 2017 rund 400 Beratungen durch, registrierten dabei über 180 konkrete Diskriminierungsfälle und halfen Menschen in ihrem oft verzweifelten Kampf um Gleichbehandlung. Denn wer nach der Nennung seines Namens immer wieder Ablehnungen bekomme, so der Politologe Remzi Uyguner, der werde irgendwann stutzig: „Diesen Menschen kommt der Gedanke, dass sie wahrscheinlich aufgrund ihrer Herkunft aus den Bewerbungen aussortiert werden.“
Die Methode, dies nachzuweisen, nennt sich „Testing“: eine erneute Bewerbung einer Person mit gleichem Profil, aber einem herkunftsdeutschen Namen. Unter Experten gilt das längst als gute Möglichkeit, Diskriminierung im Sinne des allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) nachzuweisen, und auch die Rechtsprechung akzeptiert mittlerweile das „Testing“ als Indiz für erfolgte Ungleichbehandlung. Remzi Uyguner: „Im Laufe unserer Beratungstätigkeit haben wir elf Fälle, die eindeutig durch ‚Testing‘ eine Diskriminierung nahelegen.“
Die Fachstelle unterstützt Betroffene, begleitet sie bei Anwaltsgesprächen und bietet Beistand vor Gericht. In drei Fällen wurde bisher erfolgreich Klage eingereicht, übrigens nicht etwa nur gegen private, sondern auch gegen kommunale Wohnungsunternehmen. Eine rechtskräftige Verurteilung zu einer Entschädigungszahlung oder auch die Bereitstellung einer anderen Wohnung können jedoch nicht über die Dramatik der Situation für Menschen mit Migrationsgeschichte hinwegtäuschen: „Alle, die in unsere Beratung kommen, suchen mindestens seit zwei Jahren verzweifelt nach einer Wohnung, in einem Extremfall waren es sogar sechs Jahre“, sagt Remzi Uyguner. Und die bei ihnen gemeldeten Fälle – darin sind sich alle in der Fachstelle einig – zeigen nur die Spitze des Eisberges.
Rosemarie Mieder
Der Berliner Mieterverein ist Kooperationspartner der Fachstelle gegen Diskriminierung am Wohnungsmarkt.
Mehr Infos unter: www.fairmieten-fairwohnen.de/
24.04.2021