In Berlin nimmt der Wohnungsbau Fahrt auf, doch die Mieten steigen weiter rasant. Bei Neuanmietungen werden schon weit über zehn Euro pro Quadratmeter verlangt. Die Zahlen des IBB-Wohnungsmarktberichts sind für den Berliner Mieterverein (BMV) ein Hilferuf an Bundesjustizministerin Barley.
In den letzten zehn Jahren haben sich die Angebotsmieten in Berlin verdoppelt. Im Jahr 2017 lagen sie im Mittel bei 10,15 Euro pro Quadratmeter nettokalt. Das ist erneut eine Steigerung um mehr als einen Euro innerhalb eines Jahres. Und der Anstieg geht weiter: Im letzten Quartal 2017 wuchs der Wert auf 10,80 Euro an. Innerhalb des S-Bahnrings liegen die geforderten Mieten schon bei rund 12 Euro. Insgesamt wurde nur noch jede zehnte Wohnung für weniger als 7 Euro angeboten.
„Der Anstieg im unteren Preissegment beunruhigt uns“, sagt Jürgen Allerkamp, Vorstand der Investitionsbank Berlin (IBB) bei der Vorstellung des Berichts. Vor allem bestehende Wohnungen werden teurer, während die geforderten Mieten für Neubauwohnungen bei 13 Euro stagnieren. „Die Angebotsmieten im Bestand holen dramatisch auf“, erklärt Arnt von Bodelschwingh vom Forschungsinstitut RegioKontext, der den Bericht erarbeitet hat. „Die Aufgabe könnte größer nicht sein“, sagt Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher. „Wir brauchen den Schutz bezahlbarer Wohnungen dringender denn je und müssen die Potenziale für den Wohnungsneubau nutzen.“
Mit Baugenehmigungen für jeweils rund 25.000 Wohnungen wurde in den letzten beiden Jahren ein Stand erreicht wie seit 20 Jahren nicht mehr. Eine weitere Steigerung des Neubaus ist schwierig, denn die Bauwirtschaft arbeitet an ihrer Kapazitätsgrenze. Auch der Blick auf die Flächenreserven der Umlandgemeinden ist wenig ermutigend: „Wir können die Engpässe im Berliner Wohnungsmarkt nicht im Umland lösen“, fasst Arnt von Bodelschwingh zusammen. Zur Begrenzung der Mieten fordert Senatorin Lompscher vom Bund Änderungen im Mietrecht: „Ich kann nur dringend appellieren, dass auf Bundesebene schnell Taten folgen.“
BMV-Geschäftsführer Reiner Wild verlangt eine Begrenzung der Mietsteigerungen auf zwei Prozent im Jahr sowie eine Schärfung der Mietpreisbremse: „Es geht offenbar nicht anders, wir brauchen ein empfindliches Bußgeld für Vermieter, die die Mietpreisbremse missachten, und wir brauchen eine weitgehende Abschaffung der Ausnahmeregeln.“
Jens Sethmann
24.05.2018