Leere Straßen und Bahnen, kaum noch Lebensmittelausgaben, keine Chance zu duschen und die Kleidung zu wechseln: Die Corona-Pandemie legte das Hilfesystem für Wohnungslose lahm. Dabei hat Berlin Kapazitäten, sie aufzufangen.
Zu Hause bleiben – für wohnungslose Menschen muss diese Empfehlung wie Hohn klingen. „Die Corona-Krise hat ihre Selbstorganisation zusammenbrechen lassen“, erklärt Stefan Schneider, Koordinator der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen: Die Lebensmittelversorgung wurde stark reduziert. Es gibt kaum mehr Einnahmemöglichkeiten durch Flaschensammeln oder Zeitungsverkauf. Hygieneregeln sind nicht einzuhalten, viele können nicht einmal mehr duschen.
„Gleichzeitig stehen aber in Berlin Tausende von Ferienwohnungen und Appartements leer, die für wohnungslose Menschen genutzt werden könnten“, so Franziska Schulte vom Berliner Mieterverein. Auf einer digitalen Pressekonferenz Ende April forderte ein breites Bündnis aus Vereinen, Organisationen und Initiativen, zu denen auch der BMV gehört, einen Soforthilfeplan: Infektionsschutz für obdachlose und wohnungslose Menschen, Einzel- statt Mehrbettzimmer und ganztägige Öffnung von Einrichtungen der Kältehilfe während der Pandemiezeit. Dass dies gelingen kann, bewies die Hilfsorganisation „Gebewo pro“: Ihre Kälte-Notübernachtung in der Storkower Straße wurde ab dem 1. Mai für 100 Obdachlose zu einer Einrichtung mit Vollverpflegung, Grundversorgung und psychosozialer Betreuung. Die Unterkunft soll in dem Plattenbau so über die fünf Etagen aufgeteilt werden, dass Abstand möglich ist und bei auftretenden Infektionsfällen nur Bewohner in einzelnen Zimmern isoliert werden müssen.
Rosemarie Mieder
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28.05.2020