Die Hasenheide, zwischen Kreuzberg und Neukölln gelegen, erlebt gerade einen steilen Aufstieg zur Verdrängungsmeile. Doch die Mieter wehren sich.
An mehreren Samstagen organisierten die Bewohner verschiedener Häuser Protestaktionen. Ein Künstlerkollektiv hatte lebensgroße Puppen vor die Häuser postiert, die sich in einer Performance zum „Mahl der Verdrängten“ zusammenfanden. In der Hasenheide wurden in der letzten Zeit auffallend viele Häuser verkauft. Dazu kommen Neubauvorhaben wie die „Garden Lane 55“ in der Hasenheide 55, wo im Hinterhof acht exklusive Eigentumswohnungen geplant sind. Der schicke Neubau in der Hasenheide 74-76 B mit Mieten von 987 Euro für 44 Quadratmeter ist bereits fertig.
„Es ist das viele Grün drumherum, das ortsunkundigen Käufern auf Google Earth ins Auge springt“, beschreibt Aninka Ebert aus der Hasenheide 50 die Gründe für den plötzlichen Boom. Dass die Hasenheide in Wirklichkeit eine vielbefahrene Straße ist, sei vielen nicht bekannt. „Wir haben hier noch die alte Kreuzberger Mischung – und das soll so bleiben“, sagt Alex Olm aus der Hasenheide 52/53. Während der Käufer der Hasenheide 50 mit dem Bezirksamt immerhin eine Abwendungsvereinbarung abgeschlossen hat, wollte sich die „Java Immobilien“, die die Hasenheide 52/53 gekauft hat, darauf nicht einlassen. Eine Wohnungsbaugesellschaft oder eine Genossenschaft stand angesichts des hohen Preises nicht zum Kauf bereit, so dass der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg sein Vorkaufsrecht im Milieuschutzgebiet nicht ausüben konnte. Immerhin wurde den Mietern ein 20-jähriger Schutz vor Eigenbedarfskündigungen zugesichert.
Mittlerweile sei durch den Protest ein guter Informationsaustausch unter den Kiezbewohnern entstanden, berichtet Mieterin Aninka Ebert: „Wir sind jetzt untereinander gut vernetzt, so etwas wie in der Hasenheide 47 soll nicht wieder passieren.“ Dem Eigentümer dieses einst hochherrschaftlichen Altbaus ist es nicht nur gelungen, fast alle Mieter loszuwerden, sondern auch, den Wohnraum systematisch zu zerstören. Rainer Kasten, der einzige verbliebene Mieter im Vorderhaus, berichtet, dass er den Leerstand mehrfach dem Bezirksamt gemeldet habe. Kasten, der mit seiner Familie seit 37 Jahren im Haus wohnt, blieb auch standhaft, als ihm Angst gemacht wurde. Er freut sich, dass es nun so viel Unterstützung in der Straße gibt.
Birgit Leiß
28.03.2022