Junge Leute, die zum ersten Mal eine Wohnung anmieten, haben oft wenig Ahnung von ihren Rechten und Pflichten. In Marzahn wurde daher die Idee zu einem „Wohnführerschein“ geboren.
Jugendliche „fit zu machen“ für die erste eigene Wohnung ist das Anliegen des Pilotprojekts, finanziert von der Wohnungsbaugesellschaft Degewo, der Genossenschaft „Marzahner Tor“, dem Wohnungsunternehmen Allod sowie dem Quartiersmanagement Mehrower Allee.
In einer Testphase haben Schüler des Tagore-Gymnasiums in Marzahn mit professioneller Unterstützung nützliches Basiswissen für alle Miet-Neulinge zusammengestellt. Es geht um Themen wie Wohnungssuche, Kosten, Renovierung und Einrichtung, aber auch um Rücksichtnahme gegenüber Nachbarn und die Hausordnung. Außerdem haben die Schüler eine Fünfzimmerwohnung renoviert und WG-tauglich eingerichtet. Die fertige Wohnung soll ein Musterbeispiel dafür sein, wie junge Leute sich ihre erste eigene Bleibe vorstellen.
Die beteiligten Wohnungsunternehmen versprechen sich davon, mehr über ihre Nachwuchsklienten zu erfahren und neue Kunden zu gewinnen. „Wir glauben, dass das Projekt großes Potenzial hat“, so die Sprecherin der Degewo, Erika Kröber. Der Wohnführerschein soll demnächst an Schulen und Jugendeinrichtungen angeboten werden, ein Kursprogramm wird derzeit erarbeitet.
Bleibt nur die Frage, wann der Vermieterführerschein eingeführt wird. Beim Berliner Mieterverein hat man leidvolle Erfahrung mit Eigentümern, die beispielsweise ein Haus geerbt oder eine Wohnung gekauft haben und nun zum ersten Mal eine Mieterhöhung verschicken oder eine Betriebskostenabrechnung erstellen müssen. Kurse für Neu-Vermieter – wäre das nicht ein interessantes Pilotprojekt für Vermieterverbände?
Birgit Leiß
MieterMagazin 7+8/11
Jugendliche des Marzahner Tagore-Gymnasiums gestalten eine WG-taugliche Musterwohnung der Degewo
Foto: Nora Bibel
26.10.2017