Das Wohnungsunternehmen Gewobag hat sämtliche Mieter der Raumerstraße 11 und 13 verklagt, die einer umfassenden Modernisierung nicht zustimmen wollten. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft verspricht eine bessere Wohnqualität und schafft das Gegenteil, kritisieren die verbliebenen Mieter.
In den beiden Altbauten am Helmholtzplatz ist die Sanierung in vollem Gange. In der Nummer 13 leben noch drei Mietparteien, im Nachbarhaus nur noch eine. Der Rest wurde für die Dauer der Bauarbeiten umgesetzt oder ist angesichts einer angekündigten Verdoppelung der Miete gleich ausgezogen. Es ist aber nicht so sehr die extreme Mietsteigerung, die bei den Bewohnern für Empörung sorgt, denn eine Sozialklausel würde die schlimmsten Härtefälle auffangen. Vielmehr wehrt sich ein Teil der Mieter gegen die aus ihrer Sicht unsinnigen und teuren Maßnahmen, die ihnen etliche Verschlechterungen bringen. So ist ein Acht-Personen-Aufzug geplant, der aus baulichen Gründen – so heißt es zumindest bei der Gewobag – vor die Fenster gesetzt werden muss. Dadurch verwandelt sich das Treppenhaus in eine Dunkelkammer, auch einige Wohnungen würden verschattet. Nötig ist der 145.000 Euro teure Aufzug nur deswegen, weil zwei Dachgeschosswohnungen geplant sind.
Ein weiterer Streitpunkt ist die Dämmung der hofseitigen Fassade. Die Mieter sind dagegen, weil dies kaum Einsparpotenzial, dafür hohe Kosten bringt. Nach einer fachlichen Stellungnahme sind die Wände so dick, dass eine Dämmung unsinnig ist. Dennoch beharrt die Gewobag auf der Fassadendämmung.
Auch gegen den Einbau von Kunststofffenstern, die teilweise eine bis zu 32 Prozent kleinere Glasfläche haben, setzen sich die Mieter zur Wehr. „Uns war ausdrücklich zugesichert worden, dass die Fensterflächen ungefähr gleich bleiben“, ärgert sich die Mieterin Tina Kitzing. Erst nach dem Protest der Mieter stellte die Gewobag ein anderes Modell in Aussicht, das aber immer noch 17 Prozent weniger Glasfläche aufweist als die vorhandenen Fenster. Die Mieter haben zudem den Eindruck, dass die Gewobag nach Vorwänden sucht, um sie loszuwerden. So wurde einer Mieterin nach 30 Jahren wegen angeblicher gewerblicher Nutzung gekündigt. Derzeit läuft die Räumungsklage (das MieterMagazin berichtete in Ausgabe 6/2015, Seite 26: „Kündigungsgrund: Home Office“).
Die Gewobag weist die Vorwürfe mit Nachdruck zurück. Mit den meisten Bewohnern habe man Modernisierungsvereinbarungen geschlossen, bei den anderen müsse nun das Gericht entscheiden.
Birgit Leiß
02.01.2018