Wenn ein Seniorenwohnhaus von kommunaler oder gemeinnütziger Trägerschaft in private Hände verkauft wird, hat das fast immer negative Folgen. Das mussten nun auch Mieter der Seniorenresidenz Hephatha in Treptow feststellen.
„Mit dem Eigentümerwechsel hörte die Seniorenresidenz auf, zu existieren“, sagt Hans-Joachim Höppner, der seit sechs Jahren im Lianenweg wohnt. Ohne Ankündigung wurde der Pavillon, der bis dahin Basis des Gemeinschaftslebens war, verschlossen. „Der Pavillon war für den Zusammenhalt ganz wichtig, hier haben wir das Mittagessen eingenommen und Geburtstage gefeiert“, erzählt der 93-Jährige. Bis zum Jahre 2016 gehörten die 162 Mietwohnungen dem Diakoniewerk Simeon gGmbH Berlin. Für die Bewirtschaftung des Pavillons war die von der Diakonie angestellte Hauswirtschaftshilfe Monika Rose, auch „Röschen“ genannt, zuständig. „Sie war die Perle des Hauses“, sagt Höppner. Gemeinsam wurden im Pavillon Lieder gesungen, Weihnachten gefeiert oder Kindergartengruppen empfangen.
Mit all dem war es auf einen Schlag vorbei, als die Firma „Accentro Real Estate AG“ Eigentümerin wurde. Dass ausgerechnet eine Christliche Wohltätigkeitsorganisation ohne irgendwelche Auflagen an einen privaten Eigentümer verkauft, stieß bei den betagten und zum Teil pflegebedürftigen Bewohnern auf Empörung und Unverständnis. Eine Erklärung dafür haben die Mieter nie bekommen. Auch das MieterMagazin erhielt auf eine Anfrage keine Antwort vom Diakoniewerk. Accentro erklärte in einer Stellungnahme, dass man die einstige Seniorenresidenz als „Wohnanlage am freien Markt“ betreibe. Weil es nicht gelungen sei, für den Pavillon einen Bewirtschafter zu finden, habe man sich nun dafür entschieden, ihn zu Wohnraum umzubauen. Die Senioren werden ihr Mittagessen also künftig jeder für sich einnehmen müssen. „Jeder stirbt eben für sich allein“, meint Hans-Joachim Höppner resigniert.
Birgit Leiß
03.05.2018