Hausgemeinschaften, die sich für die Ausübung des bezirklichen Vorkaufsrechts in Milieuschutzgebieten stark machen, müssen sich heutzutage einiges einfallen lassen. Im Falle der Solmsstraße 18 in Kreuzberg hat es sich gelohnt.
Foto: Hausgemeinschaft Solmsstraße
„Das ist quasi ein Sechser im Lotto“, jubelten die Mieter, nachdem Mitte Juli klar war, dass die Genossenschaft Grüne Mitte zugreift. Eine Investorengruppe, die den Altbau ursprünglich kaufen wollte, hat das Nachsehen. Mit einem sehr professionellen Exposé hatte sich die Hausgemeinschaft potenziellen Kaufinteressenten präsentiert. Verschickt wurde es an eine Vielzahl städtischer Wohnungsbaugesellschaften, Stiftungen und Genossenschaften. In der Darstellung waren nicht nur die wichtigsten Eckdaten des Hauses zusammengefasst – Ausstattung der Wohnungen, durchgeführte Sanierungen und so weiter, sondern die Bewohner stellten sich auch persönlich vor. Schließlich meldete sich die Genossenschaft Grüne Mitte zur Hausbesichtigung an, eine Art „Brautschau“, wie ein Bewohner scherzhaft sagt. Bei Redaktionsschluss des MieterMagazins zitterten die Mieter noch, ob die Käufer nicht eine vom Bezirksamt verlangte Abwendungsvereinbarung unterzeichnen würden.
Wenn eine Genossenschaft kauft, wird von den Mietern eine Eigenleistung in Form eines Genossenschaftsanteils verlangt, üblicherweise 10 Prozent des Kaufpreises. Im Falle des Gebäudes in der Solmsstraße wären das je nach Wohnungsgröße 15.000 bis 25.000 Euro pro Haushalt gewesen. Doch auch hier hatten die Mieter Glück. Die Grüne Mitte verlangt lediglich 2,5 Prozent, etwa 6000 Euro pro Wohnung. Bei Auszug wird der Genossenschaftsanteil zurückgezahlt. Ein Beitrag von 500 Euro für die Mitgliedschaft in der Genossenschaft musste aber schon bezahlt werden, bevor klar war, ob der Kauf klappt. Selbstverständlich kann kein Mieter dazu gezwungen werden, Mitglied zu werden, aber die Genossenschaft wird nur kaufen, wenn eine Mehrheit der Mieter mitzieht.
Mieter, die Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein haben, können von der Investitionsbank Berlin (IBB) ein zinsloses Darlehen für den Genossenschaftsanteil erhalten.
Birgit Leiß
28.07.2021
