In Marienfelde wird ein Quartier mit 2400 Wohnungen so umgebaut, dass es den unterschiedlichen Bedürfnissen von Singles, Familien und Senioren entsprechen soll. Mit dem Pilotprojekt will die Wohnungsbaugesellschaft Degewo dem demografischen Wandel Rechnung tragen – und neue Mieter gewinnen.
In den 70er-Jahre-Hochhäusern zwischen Waldsassener Straße und Tirschenreuther Ring wird es künftig Aufgänge mit barrierearmen Wohnungen und Abstellmöglichkeiten für Rollatoren geben, andere dagegen werden Kinderwagenräume und den Spielplatz vor der Haustür bieten. „Nach unserer Erfahrung wollen die unterschiedlichen Gruppen separat wohnen“, erklärt der Degewo-Sprecher Lutz Ackermann. Das Konzept sehe daher keine Mischung, sondern unterschiedliche Angebote für die Generationen vor. Natürlich werde niemand gezwungen, umzuziehen, betont der Sprecher: Man könne zwar innerhalb der Siedlung wechseln, aber ein Single könne auch weiterhin in einem Familienhaus wohnen. „Das wird sich mit der Zeit von selber sortieren.“
Die Mieter werden an den Planungen beteiligt. So fanden bereits mehrere Workshops statt, in denen die Bewohner ihre Wünsche zur Umgestaltung der Grünflächen einbringen konnten. Die künftige Parklandschaft soll ein Begegnungsraum der Generationen werden, mit Grillplätzen, Ruhezonen und Spielmöglichkeiten für die Kinder. Gleichzeitig wird „Mariengrün“, so der neue Name der Siedlung, umfassend energetisch saniert. Neben Wärmedämmung und Fensteraustausch sind auch zwei Blockheizkraftwerke geplant. Der Energieverbrauch soll sich dadurch halbieren.
Insgesamt 105 Millionen Euro will die Degewo in die Modernisierung investieren. Dank öffentlicher Förderung sowie erheblichen Einsparungen bei den Heizkosten steigt die Warmmiete um vergleichsweise moderate vier Prozent. Im Falle des 27-Geschossers in der Waldsassener Straße 29, der als erstes an die Reihe kommt, bedeutet dies: Die Bruttowarmmiete von derzeit durchschnittlich 7,98 Euro pro Quadratmeter wird auf 8,51 Euro erhöht.
Mit fünf Jahren Bauzeit rechnet die Degewo, losgehen sollte es schon im August. Für erhebliche Aufregung unter den Bewohnern sorgte die Nachricht, dass bei der Sanierung auch asbesthaltige Bauteile beseitigt werden. Nach Angaben der Degewo handelt es sich aber um fest gebundenen Asbest, daher bestehe keine Gesundheitsgefahr.
Birgit Leiß
MieterMagazin 9/11
In Marienfelde baut die Degewo eine Siedlung so um, dass sie unterschiedlichen Generationen und Lebensentwürfen gerecht wird
Foto: Sabine Münch
13.12.2015