Die Ankündigung des Vermieters, die Heizungsanlage teuer zu erneuern, stößt im Lettekiez auf Widerstand. Die Mieter verweisen das Wohnungsunternehmen Vonovia auf gravierende andere Mängel und dringend notwendige Instandhaltungsarbeiten. Ihre Forderungen machen auch klar: Eine weitere Mietsteigerung wollen und können die allermeisten im Kiez nicht mehr tragen.
Mit einer langen Mängelliste begegneten Mieter des Lettekiezes in Reinickendorf der Ankündigung ihres Vermieters Vonovia, die Heizungsanlage zu modernisieren. Notwendig seien erst einmal die Reparatur von Zu- und Abwasserleitungen, das Abdichten und Streichen der Fenster, Ausbesserungsarbeiten in Hausfluren, an Balkonen und die Beseitigung von Rissen im Mauerwerk oder Schimmel in einigen Wohnungen. Die Gebäude waren zu Beginn der 1930er Jahre zwischen Kühlewein-, Micke-, Reginhardstraße und Letteallee für Beamte gebaut worden und schon die vorherige Vermieterin, die Gagfah, hatte so gut wie nichts zu ihrer Erhaltung unternommen. „Wir kämpfen hier mit diversen Mängeln“, erklärt Silke Lehmann, die sich mit anderen Anwohnern zum Mieterprotest Lettekiez zusammengeschlossen hat. Sie alle hätten den Verdacht, dass die Vonovia unter dem Deckmantel „energetischer Modernisierung“ lediglich einen Weg suche, die Miete über den bestehenden Mietspiegel hinaus anzuheben. Für viele der 633 betroffenen Haushalte sei aber die Schmerzgrenze bei der Kostenbelastung längst erreicht, eine spürbare Erhöhung der Grundmiete zwischen 1,30 und 2 Euro pro Quadratmeter, die der Vermieter in Aussicht stellte, wäre kaum noch zu tragen. „Wir hatten bereits im vergangenen Jahr eine Mieterhöhung von bis zu 30 Euro mehr pro Monat“, so Silke Lehmann.
In zwei Treffen haben die Mieter bisher mit Vertretern der Vonovia zusammengesessen und zumindest schon erreicht, dass die Modernisierung erst einmal verschoben wird und die Vonovia neue Vorschläge ausarbeitet. Sollte sich eine akzeptable Lösung abzeichnen, wird eine Gesamtmieterversammlung einberufen. Bis dahin haben die Mieter schon mal ihre Forderungen auf den Tisch gelegt: Außer der Mängelbeseitigung fordern sie, die Grundmiete nach Beendigung der Bauarbeiten neun Jahre lang nicht zu erhöhen und langfristig auf die Umwandlung in Eigentumswohnungen und die Kündigung wegen Eigenbedarfs zu verzichten.
Rosemarie Mieder
03.01.2018