Auf dem Berliner Immobilienmarkt dreht sich die Preisschraube kräftig weiter. Das zeigt der Bericht des Gutachterausschusses für Grundstückswerte für das Jahr 2016. Der Berliner Mieterverein (BMV) fordert Eingriffe der Bundespolitik.
Foto: Christian Muhrbeck
In Berlin ging 2016 die Zahl der Verkäufe von Grundstücken, Häusern und Eigentumswohnungen im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent zurück. Dabei wurden auch neun Prozent weniger Geld umgesetzt. Das ist aber immer noch der zweithöchste Jahresumsatz seit 1990. Es wurden auch 24 Prozent weniger Mietwohnungen in Eigentum umgewandelt als 2015.
Die Kaufpreise zogen jedoch weiter kräftig an. Mietshäuser wurden zu 20 Prozent höheren Preisen gehandelt als im Jahr 2015. Für Eigentumswohnungen zahlten die Käufer 12 Prozent mehr. Die Nachfrage nach unbebauten Baulandgrundstücken ist anhaltend hoch, die Bodenrichtwerte wurden teilweise deutlich angehoben. Und 2017 ist kein Stopp des Aufwärtstrends zu erkennen.
Für Sebastian Scheel, Staatssekretär für Wohnen, macht diese Entwicklung deutlich: „Wir müssen politisch ins Marktgeschehen eingreifen, damit die Berlinerinnen und Berliner auch künftig noch bezahlbare Wohnungen finden.“
BMV-Geschäftsführer Reiner Wild kommentiert: „Die erhöhten Kaufpreise für Mietwohnhäuser lassen nichts Gutes erwarten.“ Aufgrund der massiv angestiegenen Oberwerte beim Mietspiegel setzen Immobilienkäufer auf eine deutliche Steigerung der Mieten auch in bestehenden Mietverhältnissen, um ihre erhöhten Kaufpreise zu refinanzieren.
Sorgen machen dem BMV auch die um bis zu 60 Prozent erhöhten Bodenrichtwerte in innerstädtischen Lagen. Der Preis für unbebaute Grundstücke, auf denen Geschosswohnungsbau möglich ist, hat mit mehr als 2000 Euro pro Quadratmeter eine Höhe erreicht hat, die nur noch hochwertige Eigentumswohnanlagen realisierbar macht.
Wild kritisiert vor allem die Untätigkeit der Bundesregierung im Bodenrecht, Steuerrecht und Planungsrecht: „Die Bundesregierung hat die Innenstädte aufgegeben, soziale Stadtentwicklung ist für sie ein Fremdwort.“
Jens Sethmann
23.08.2017
