Geräumig, flexibel, bezahlbar – im Grunewald entsteht Berlins erstes Modellprojekt im Rahmen des Programms „Variowohnen“. Das Zuhause für Studenten und Azubis ergänzt eine vorhandene Wohnanlage, die schon vor rund 60 Jahren etwas ganz Besonderes war.
Das Studentenwohnheim am Dauerwaldweg im Grunewald ist seit fast sechs Jahrzehnten eine nachgefragte Adresse. Nun kommen – gefördert vom Bundesbauministerium (BMUB) – zu den bisher 125 Plätzen noch 50 weitere hinzu. Das neue Haus, das wie die ganze Anlage zum Studierendenwerk Berlin gehört, ist das erste hauptstädtische Modellvorhaben im Rahmen des Förderprogramms Variowohnen. Mit insgesamt 120 Millionen Euro unterstützt das Ministerium noch bis Ende 2018 den Bau von Kleinstwohnungen und damit die innovative Entwicklung modularer Bauweisen.
Dabei geht es nicht nur darum, kostengünstig, ökologisch und nachhaltig zu bauen, sondern die Wohnungen auch so variabel wie möglich zu gestalten. Variowohnungen sind zwar erst einmal für Studenten gedacht, um die Situation auf den überstrapazierten Wohnungsmärkten vieler Hochschulstädte zu entspannen. Die Wohnmodule sollen aber durchaus auch einmal für andere Mietergruppen attraktiv sein. Für Senioren beispielsweise, die sich verkleinern müssen, aber auch mit einer geringen Rente weiter innerstädtisch wohnen und leben wollen. Eine der Voraussetzungen, um in das Förderprogramm aufgenommen zu werden, ist deshalb auch eine garantiert niedrige Miete. So dürfen die Wohnplätze für Studenten, die eine Mindestgröße von 20 Quadratmetern aufweisen und gut ausgestattet sein müssen, nicht mehr als 280 Euro Warmmiete kosten.
Das Neubauprojekt im Grunewald, ein vierstöckiges Wohngebäude, fügt sich harmonisch in eine Anlage ein, die ebenfalls einmal ein Modellprojekt war und seit Ende der 1980er Jahre auf der Berliner Denkmalschutzliste steht. Entworfen wurde sie gegen Ende der 1950er Jahre vom Architekten Peter Lehrecke, einst Professor für Architektur an der TU Berlin. Seine Baupläne boten den Bewohnern bereits damals ungewöhnlich viele Freiräume: extra geräumige Küchen als Treffpunkt in jeder Wohneinheit, dazu gleichzeitig Raum für Spielabende und Partys natürlich. Die Zimmer mit Durchbruch für verheiratete Studenten lösten in Berlin erst einmal Empörung aus: Studenten sollten studieren und nicht verheiratet sein.
Heute ist es übrigens der Sohn des ehemaligen Architekten, Jakob Lehrecke, der mit seinem Partner Robert Witschurke die Anlage im Bauhausstil mit dem Modellprojekt ergänzt. Dieses soll zügig, effizient und wirtschaftlich gebaut und bis Ende 2018 fertiggestellt werden.
Die Grundrisse sind flexibel gestaltet, auf dem Dach wird Solartechnik installiert, und die Freiflächen um das Gebäude werden ökologisch gestaltet und mit regionalen Gehölzen bepflanzt werden.
Rosemarie Mieder
23.08.2017