Am Kreuzberger Hafenplatz ist immer noch keine Regelung in Sicht, die den Verbleib der Bestandsmieter sichert. Aus Unkenntnis und wegen der unhaltbaren Zustände, aber auch gedrängt durch einen „Mieterberater“ des Eigentümers ziehen immer mehr aus.
Über den Hafenplatz 6-7/Köthener Straße 28-32 hatte das MieterMagazin schon mehrmals berichtet, zuletzt in Ausgabe 12/2019 („Drunter und drüber“). Der Eigentümer will den Wohnkomplex aus den 1970er Jahren sanieren. Geplant sei ein Mix aus Wohnen, Kultur und Studentenapartments, so die Grundstücksgesellschaft Hafenplatz Berlin mbH. Alle Mieter, die das wünschen, könnten bleiben, versichert Geschäftsführer Hölzel in einer Stellungnahme.
Eine Baugenehmigung liegt derzeit nicht vor. Trotzdem werden den Mietern Ersatzwohnungen angeboten. „Die Verunsicherung ist groß, viele denken, sie müssten ausziehen“, sagt Cosima Speckhardt von Asum, die vom Bezirk mit der Mieterberatung beauftragt wurde. „Mehreren langjährigen Mietern wurde gekündigt“, berichtet Speckhardt.
Inzwischen wurde ein Sozialplanverfahren eingeleitet, das ihren Verbleib sichern soll. Doch noch fehlt eine Vereinbarung des Bezirks mit dem Eigentümer, die die Verbindlichkeit des Verfahrens regelt – immerhin handelt es sich nicht um ein festgelegtes Sanierungsgebiet. Man sei noch in der Abstimmung, so Florian Schmidt, Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg. Unterdessen treiben die desolaten Zustände – Ungeziefer, Brände, massive Überbelegung der Wohnungen mit osteuropäischen Bauarbeitern – immer mehr Menschen in die Flucht.
Birgit Leiß
27.08.2020