Im Hof des Blocks 100 in Kreuzberg sparen die Mieter Wasserkosten. Seit Anfang des Jahres versickert das Niederschlagswasser durch ein Röhrensystem in das Erdreich – und wässert so die Grünanlagen.
Der Innenhof zwischen Waldemar- und Naunynstraße, Manteuffel- und Mariannenstraße wird von Neubauten aus den 1980er Jahren gesäumt. Die damals entkernte Innenfläche ist weiträumig mit Rundsteinpflaster versiegelt, unterbrochen von vielen kleinen Grünflächen, Spiel- und Bolzplätzen und einer bepflanzten Hochgarage. Für die 4697 Quadratmeter versiegelte Fläche zahlte die Wohnungsbaugesellschaft Mitte nach eigenen Angaben bis Ende 2006 über 7600 Euro Gebühren jährlich an die Berliner Wasserwerke – und gab die Kosten an die Mieter weiter. „Das entfällt jetzt: Das Niederschlagswasser fließt nicht mehr in die Kanalisation, sondern versickert auf dem Grundstück.“
Landschaftsarchitekt Frank-Michael Gräfe plante und leitete für das Wohnungsunternehmen WBM dieses Projekt, das Stadtteilmanagement am Mariannenplatz betreute es. Der Senat förderte und die Bundesanstalt für Arbeit bewilligte ABM-Stellen. Gemeinsam verwirklichten alle eine umfassende Hofumgestaltung.
Für ein sogenanntes Rigolensystem wurde an mehreren Stellen die versiegelte Hoffläche aufgerissen und zwei Meter breite und 2,50 Meter tiefe Gräben ausgehoben, insgesamt auf 150 Meter Länge. Auf den Boden der Gräben wurden Betonplatten gelegt, darauf eine Schicht Kies geschüttet. In das Kiesbett kamen die rundum geschlitzten Rigolenrohre, die mit Kies und Erde zugedeckt und mit dem Hofpflaster verschlossen wurden. Den Abfall – wie Herbstlaub – nehmen Filter in den Gullis auf, damit die Rohre nicht verstopfen. So fließt das Oberflächenwasser in die Gullis, von dort in die Rigolenrohre. Durch die Rohrschlitze tritt das Wasser in das Kiesbett aus und versickert langsam darin. Auf diese Weise werden die unweit des Bewässerungssystems befindlichen Grünanlagen und Blumenbeete von unten gewässert.
Jede der 470 Wohnungen dieses Blocks wird pro Jahr durchschnittlich 16,20 Euro an Entwässerungskosten sparen. Weiter entfallen auch die Kosten für das Gießwasser. Diese Einsparung ist aber laut Gräfe „nicht quantifizierbar.“
Clara Luckmann
MieterMagazin 10/07
Ein Röhrensystem sorgt in dieser Kreuzberger Wohnanlage für preiswerte Grünflächenbewässerung
Foto: Christian Muhrbeck
03.05.2018