Das Grips-Theater ist bekannt für seine Originalproduktionen, die sich mit dem herrschenden Zeitgeist und aktuellen Problemen der Stadt befassen, „Linie 1“ ist dafür das prominenteste Beispiel. Die Themen sind amüsant zugespitzt, leicht verständlich und zudem noch musikalisch verpackt. Zur diesjährigen Saisoneröffnung wurde ein Stück über den Verkauf eines Wohnhauses und die langsame Vertreibung seiner Bewohner durch Sanierung und Mieterhöhung uraufgeführt. Das MieterMagazin sprach mit der Autorin und Regisseurin Franziska Steiof über „Schöner Wohnen. Ein singender Umzug“
MieterMagazin: Wie sind Sie darauf gekommen, ein Stück über Gentrifizierung zu schreiben?
Steiof: Ich wohne in Hamburg und da ist das Thema Gentrifizierung häufig durch die Presse gegangen. Wie sich Märkte, Städte und ganze Viertel verändern und dadurch auch das Leben von Menschen, die zur Miete wohnen, hat mich interessiert. Aufgrund dieser Aktualität haben wir uns als Setting sieben Bewohner eines Mietshauses ausgesucht, mit unterschiedlichen Berufen und unterschiedlichen Alters, die wir als repräsentativ angesehen haben.
MieterMagazin: Wie haben Sie das Thema recherchiert
Steiof: Die Dramaturgie des Grips-Theaters und ich haben uns durch die entscheidenden Bücher und Mieterzeitungen gelesen, im Internet recherchiert und Daten eingeholt. Wir haben uns auch den Dokumentarfilm „Lychener 64 Berlin-Prenzlauer Berg“ angesehen, in dem eine Hausgemeinschaft versucht, sich gegen die Sanierung ihres Hauses zu wehren.
MieterMagazin: Das Ende ist versöhnlich: Es bleibt aber offen, wie es mit den Bewohnern weitergeht.
Steiof: Jeder der Mieter, die ursprünglich eine enge Hausgemeinschaft bildeten, hat für sich einen anderen Weg gewählt, mit den Umbrüchen durch den Eigentümerwechsel umzugehen. Wir haben im Vorfeld auch diskutiert, ob wir nicht durchgängig einen größeren Zusammenhalt postulieren sollten. Ich bin aber von der statistischen Realität ausgegangen, dass es sehr wenige Hausgemeinschaften schaffen, bis zum Ende gemeinsam zu agieren. Im Idealfall entsteht beim Ansehen des Stücks für mich so eine Art Sehnsucht danach, zusammenzubleiben. Ich hoffe, dass Mieter mit einer schönen Hausgemeinschaft, die das sehen, darüber nachdenken, diese nicht so schnell aufzugeben.
MieterMagazin: Wohnen Sie selbst zur Miete?
Steiof: Ja, in einem schönen Altbau mit einer ganz netten Hausgemeinschaft.
Das Interview führte Elke Koepping
MieterMagazin 10/11
Franziska Steiof ist die Autorin des Grips-Stückes
Foto: Grips-Theater
„Schöner Wohnen. Ein singender Umzug“ am 14. und 15. Oktober
sowie 9. und 10. November 2011,
19.30 Uhr im Grips-Theater am Hansaplatz,
Altonaer Straße 22, 10557 Berlin,
Telefon 39 74 74 77
www.grips-theater.de
17.12.2015