Der Berliner Senat hat im September Maßnahmen beschlossen, mit denen der Neubau von Wohnungen beschleunigt werden soll. Mehr Verwaltungspersonal, vereinfachte Vorschriften und die Aufstockung von Plattenbauten gehören dazu.
Der Wohnungsbau hat in Berlin zwar Fahrt aufgenommen, kommt dem weiter wachsenden Bedarf aber immer noch nicht hinterher. Deshalb hat Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher ein Maßnahmenpaket vorgelegt, das den Neubau einfacher und schneller machen soll.
100 neuanzustellende Fachleute, davon 40 bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, 25 bei der Senatsverwaltung für Umwelt und 35 bei den Bezirksämtern, sollen nicht nur dafür sorgen, dass Bauanträge schneller bearbeitet werden, sondern auch weitere Flächen baureif machen. Es wird eine „Taskforce“ gebildet, die sich speziell um die elf großen Neubaustandorte und weitere Entwicklungsräume kümmert.
Zudem wird ein Genossenschaftsbeauftragter berufen. Für die Wohnungsbaugenossenschaften sollen 20 landeseigene Baugrundstücke bereitgehalten werden. Sie werden zum Festpreis an die Genossenschaft mit dem besten Baukonzept vergeben.
Der „Supermarktgipfel“, der schon dazu geführt hat, dass einige Discounter-Ketten auf ihren schlecht ausgenutzten Grundstücken die Flachbauten nun durch Wohnhäuser ersetzen, soll fortgeführt werden. Auch für Fachmärkte, Parkgaragen und ähnliches ist eine Nachverdichtung geplant.
Baumfällungen werden schon vor der Erteilung der Baugenehmigung erlaubt, wenn sonst wegen des Fällverbots in der Vegetationsphase zwischen März und Oktober sich der Baubeginn verzögern würde.
Senatorin Lompscher will auch die Aufstockung von Plattenbauten voranbringen. Auf die Flachdächer der fünf- und elfgeschossigen Typengebäude könnten jeweils zwei weitere Wohnetagen in Leichtbauweise aufgesetzt werden. Im nächsten Jahr startet ein Pilotprojekt der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Howoge. Allein sie hat auf ihren Dächern ein Potenzial von 320.000 Quadratmetern Wohnraum. Die Vorschriften für einen zweiten Rettungsweg – bisher ein großes Hindernis für Dachaufstockungen – werden vereinfacht. Dazu kommt ein Förderprogramm für den Aufzugeinbau.
Diese Bemühungen zeigen erneut die historische Fehlleistung des Programms Stadtumbau Ost: Zwischen 2003 und 2008 hat Berlin durch Rückbau und Totalabriss fast 5000 landeseigene Plattenbauwohnungen vernichtet.
Jens Sethmann
www.stadtentwicklung.berlin.de/download/wohnungsneubau/handlungsprogramm.pdf
28.09.2018