Viele Mieter sind bereit, im Zuge einer energetischen Sanierung ihrer Wohnung eine höhere Miete zu zahlen, wenn langfristig die Heizkosten sinken. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa vom August 2009, die die Berliner Zeitung in Auftrag gegeben hat.
Dass angesichts immer weiter steigender Strom- und Wärmekosten Energie effizienter genutzt werden muss, ist gesellschaftlicher Konsens. Von den etwa 1,88 Millionen Wohnungen in Berlin wurden nach Schätzungen der Berliner Energieagentur (BEA) bislang nur rund 350.000 vollständig energetisch saniert. Werden die Wärmedämmung verbessert, Isolierglasfenster eingesetzt und eine effiziente Heizung installiert, lässt sich der Energieverbrauch um bis zu 85 Prozent reduzieren. Allein die Installation einer Solaranlage und eines Gasbrennwertkessels können im Schnitt zu einer Energieeinsparung von immerhin knapp 35 Prozent führen.
Vermieter können die Kosten für eine solche Modernisierung gemäß § 559 des Bürgerlichen Gesetzbuches mit jährlich elf Prozent auf ihre Mieter umlegen, wenn sie die Maßnahmen spätestens drei Monate vor Beginn schriftlich ankündigen und auch über deren Art, Umfang und Dauer sowie über die voraussichtliche Mieterhöhung informieren. Im Idealfall steigt letztlich nur die Kaltmiete, während die Warmmiete wegen der gesunkenen Heizkosten unverändert bleibt. Die Chancen dafür stehen besonders gut, wenn der Eigentümer öffentliche Fördermittel in Anspruch nimmt, die die Modernisierungskosten und damit die Umlage reduzieren.
Laut Forsa-Umfrage zeigten sich 51 Prozent der insgesamt 1005 befragten Berliner Mieter bereit, eine solche Erhöhung der Kaltmiete zu akzeptieren, vorausgesetzt die Heizkosten sinken durch die Sanierung tatsächlich. 45 Prozent sind dazu allerdings nicht bereit, vier Prozent äußerten keine Meinung. Zwischen den verschiedenen Altersgruppen oder den im Ost- beziehungsweise Westteil der Stadt Befragten gab es dabei keine nennenswerten Unterschiede. Ob die Mehrheit der Befürworter einer energetischen Sanierung aber auch dann zustimmen würde, wenn diese mit deutlichen Mehrkosten verbunden wäre beziehungsweise wo die „Schmerzgrenze“ bei höheren Kosten läge, geht aus der Forsa-Umfrage nicht hervor.
Kristina Simons
MieterMagazin 11/09
Wenn die Heizkosten sinken, zahlen Mieter auch gerne für eine energetische Sanierung (hier: saniertes Gebäude in der Lichtenberger Schulze-Boysen-Straße)
Foto: Sabine Münch
05.02.2018