Seit Ende Juli ist der größte stromerzeugende Altbau der Stadt am Netz: 263.000 Kilowattstunden Stromüberschuss im Jahr und preiswerte Wärme für 413 Wohnungen produzieren zwei Blöcke zwischen Jakobsohn-, Pistorius- und Steigenberger Straße in Berlin-Weißensee mit einer Schrägdach-Photovoltaikanlage und sechs Mini-Blockheizkraftwerken (BHKW).
Das Kraftwerk auf dem Dach und im Keller bringt den Mietern niedrigere Heizkosten, dem Vermieter zusätzliche Einnahmen, dem Energiedienstleister Gewinne und der Umwelt eine beträchtliche Minderung der CO2-Emissionen. Ein klassische „Win-Win-Situation“ also? Zuerst aber mussten die Voraussetzungen stimmen: kein Schlagschatten von Bäumen oder Nachbargebäuden, intakte Dächer, keine geplanten Umbaumaßnahmen im Dachgeschoss. All das konnte das Wohnungsunternehmen „GeWoSüd“ garantieren.
Die Berliner Energieagentur (BEA) investierte in Weißensee 800.000 Euro in das Solarstromdach und 450.000 Euro in die sechs Mini-BHKW. Die BEA betreibt die gesamte Energieversorgungsanlage und zahlt der GeWoSüd Miete für die von den Solarmodulen belegte Dachfläche.
Im Gegenzug erhielt sie langfristige Verträge für die Photovoltaikanlage (20 Jahre) und die BHKW (15 Jahre) – und sie bekommt die Einspeiseerlöse für den Solarstrom. Die Preise für die in den BHKW erzeugte Wärme verhandelte die BEA mit der GeWoSüd, die sie an die Mieter weitergibt.
Diese sparen etwa 13 Prozent an Heizkosten, so Matthias Löffler, Prokurist der GeWoSüd. Und auch die Umwelt profitiert von der klimafreundlichen Kombination: Die CO2-Emissionen des Viertels sinken um bis zu 476 Tonnen pro Jahr. Inzwischen interessieren sich auch andere Wohnungsbaugesellschaften für dieses Modell.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 11/10
Kraftwerk im Oberstübchen: Berlins größte Schrägdach-Photovoltaikanlage befindet sich in Weißensee
Foto: GeWoSüd
13.12.2015